2011/12/19

Pucón - Región de la Araucanía

Ich bin jetzt also bereits knapp 1000km südlich von Santiago in Pucón angekommen. Dies wieder mal nach einer ca. 11-stündigen Busfahrt, es ist halt das gängigste Fortbewegungsmittel in Südamerika, wenn man nicht unbedingt das Geld zum Fliegen hat. Für mich persönlich ist Pucón der Eingang zu Patagonien, auch wenn der Reiseführer etc. etwas anderes sagen und es eigentlich Puerto Montt weiter südlich wäre - die Gegend ist einfach zu sehr unterschiedlich, zu dem was ich bis jetzt gesehen habe.

Der abendliche Abschied von meiner Gastfamilie in Santiago mit der Mama de Casa Patricia, ihrer Tochter Valeria und der Nachbarin Ruth war äußerst herzlich und ist mir tatsächlich schwergefallen. Erschwerend kam ja noch hinzu, daß auf Nachfrage mein Lieblingsessen gekocht wurde: Pasta, Ravioli, Lasagne, verschiedene Saucen, Parmesan, chilenischer Wein und als Nachspeise natürlich: Tiramisu. Ein Festmahl mit vielen lustigen Geschichten. Auch der Haushund Mac Fly hat mich verabschiedet.

In Pucón kann man laut Reiseführer alles unternehmen, was den Adrenalinspiegel kickt. Es beginnt bei Rafting und hört bei Canopying auf. Das ist wohl so eine Art Flying-Fox Kurs.

Die Gegend erinnert beim Einfahren an den Lago Villarica total an Deutschland, die Schweiz oder Österreich. Alles ist grün, kein Braun mehr zu sehen, es gibt Getreidefelder, Laubwälder, Kuhherden, Fliederbüsche. Der Ort selbst erinnert an Banff oder Jasper! Eine sehr angenehme und äußerst sympathische Erinnerung! Die Innenstadt ist komplett aus Holz gebaut, ebenso die Geschäfte und Restaurants, eine sehr gemütliche Atmosphäre. Das ganze wird eingesäumt von den knapp 3000m hohen Vulkanbergen, der nahe Vulkan Villarica ist ein ständig aktiver Vulkan, Holzauge sei wachsam! Täglich um 12:00 Uhr gibt es einen Testalarm, bei dem die Sirenen angestellt werden.













Heute habe ich mich dem Fun gewidmet und "Hidrospeed" betrieben, das ist Rafting ohne Schlauchboot, dafür mit so einem Hartschaumstoff-Bodyboard. Ein ziemlicher Fun sich in den Wellenpark zu stürzen.
Morgen steht die Bewanderung (ich glaube Besteigung kann man nicht ernsthaft sagen, aber we will see) des Villarica an. Bei gutem Wetter sollen einen traumhafte Aussichten und am Gipfel der Blick in einen brodelnden Krater belohnen.

20.12.2011
Die geplante Vulkanbesteigung ist heute leider aufgrund des schlechten Wetters nicht möglich, Regen in Pucon, weiter oben keine Sicht und Neuschnee. Alternatviprogramm: heiße Quellen Los Pozones, aaaaaaaaaahhhhh, welch eine Wohltat, bei dunklen Wolken und Regen unter freiem Himmel in 6 verschiedenen Naturbecken langsam durchzuköcheln. Abends ist dann Asado angesagt, eine Hausparty des Hostels, mit Fleisch, Bier, Wein, Salaten (??!!) soviel man will! Supergenial.



21.12.2011
Ein neuer Versuch den Vulkan zu besteigen scheitert wieder am schlechten Wetter, maaaaaaannnnnnnn! Also morgen ein neuer Versuch, aber die Leute vom Hostel sagen schon voraus, daß zu 50% das auch wieder nicht klappt, also Freitag. Langsam wirds knapp mit Weihnachten und so weiter. Neuer Plan, am 24.12. nach Puerto Varas weiterfahren. Das ist nahe Puerto Montt gelegen, dem sogenannten Tor zu Patagonien, das allerdings eine uncoole Stadt sein soll. Daher also Puerto Varas.
Alternativprogramm: Hike zu den Lagos im Huerquehue Nationalpark. Ein wunderschöner Spaziergang in Araukanien-Wäldern, vorbei an zwei Wasserfällen, hinauf bis zu den kristallklaren Bergseen, die wie blaue Juwelen in einer grünen Landschaft liegen. Es regnet immer wieder mal und irgendwann hat es sich auch eingeregnet, am Schluss war ich dann komplett durchgefroren und -nässt. Beim Duschen ist mir dann aufgefallen, daß das Köcheln in den hot springs mich zum halbprofessionellen Lobster verwandelt hat. Meine Güte, wieder mal ein kleiner Ganzkörper-Sonnenbrand, Hut ab! Aber wer cremt sich schon für den Besuch in Thermalquellen ein? Mal ehrlich..










22.12.2011
Aaaaaah, heute mal ausschlafen: gestern war ja schon prognostiziert - keine Vulkan-Tour. Das Alternativprogramm war schnell gefunden: Ducky fahren :-)
Ein Ducky ist ein aufblasbares Kajak und man fährt mit diesem Ding den Fluß über die Stromschnellen runter. Was für ein Spaß! Aber zuerst wieder mal den Neopren-Krempel, die Schwimmweste, Helm und Neoprenschuhe anziehen. Das sieht ja auch immer wahnsinnig sexy aus. Dann wieder kurze Einweisung an Land und im Wasser, danach gehts los. Der Unterschied zum Rafting ist wohl, daß man zum Einen nicht unbedingt die ganz großen Stromschnellen fährt, sondern eher "kleinere", da ja auch das Boot kleiner ist. Zum anderen - und das ist eben der Kicker - man selbst für die Bootsführung, die Linie, die Balance, die Kontrolle, das "Fluß-Lesen" und den Speed verantwortlich ist. Meinen Instruktionen nach gibt es beim Kajaking 6 Schwierigkeits-Niveaus, ähnlich wie beim Klettern. Die 6 wäre nur hypothetisch, die könne man nicht fahren, das Maximum ist 5+. Der Flussbereich des Rio Lincura und des Rio Tiancura haben Wertungen bis Klasse 3....
Der Spaß war unglaublich genial, zweimal hat es mich "geflippt" und ich hab' in den Stromschnellen ordentlich Wasser geschluckt, mei, gehört dazu haben sie gesagt. Die Praxis wurde aber immer besser und so gelang der übrige Teil dann immer besser.Am Schluß gab es dann heißen Tee und Kekse, die nach dem recht kalten Wasser tatsächlich eine willkommene Wohltat für alle waren.
Ein ausgedehnter Spaziergang durch den heimeligen Ort Pucón hat den Tag abgerundet. Zum ersten Mal nach meiner Anreise am Montag konnte man den Vulkan wieder sehen....zur Hälfte zumindest, da die Spitze immer noch in Wolken gehüllt war.
Gottseidank ist das Wetter für morgen sehr gut vorhergesagt und der Tour auf den Villarica sollte nichts im Weg stehen!


23.12.2011
Heute also zum dritten Mal um 05:45h aufgestanden und gefrühstückt, um rechtzeitig zur Abfahrt für die Vulkan-Tour beim Operator zu sein. Meine Geduld ist jetzt aufgebraucht! Heute oder nie. Tatsächlich sind schon jede Menge Tourenguides da und vergeben die Rucksäcke und den ganzen Krempel. Hääääh? Casco (=Helm), Crampones (=Steigeisen), Picle (=Eispickel)... ich dachte wir wandern da hoch, oder wirds doch annähernd der K2? Naja, wolkenloser Himmel, ein bisschen kühl, aber heute ist der Vulkan von Pucon aus zu sehen. Nach der Ankunft an der Ski-Talstation auf ca. 1400m wird sozusagen aufgesattelt und wir marschieren los, es geht ein ganz schöner Wind, naja mal schauen, was das wird. Von unten sehen wir bereits, wie der starke Wind den Schnee die Hänge herunterfegt. Nach ca. 1h ist die Bergstation eines der Lifte (wir sind ja schließlich in einem Skigebiet!!!) erreicht. Dort werden kurz die Hände aufgewärmt und schließlich die Gamaschen und die Steigeisen angeschnallt. Kurz danach gehts endlich los, mit einem Schweizer Kollegen aus dem Hostal sind wir zum Glück allein mit einem Bergführer unterwegs, wir laufen recht schnell. Insgesamt sind schätzungsweise 9-10 Gruppen mit je ca. 5-8 Mann + entsprechend Guides auf dem Berg. Wir können also dem langsamen Tatzelwurm davonlaufen. Der Wind schneidet verdammt eisig ins Gesicht, gefolgt von kleinen Eispartikeln, mann, das war nicht auf dem Plan. Aber gehört vielleicht zum Erlebnis. Entsprechend der vulkanischen Kegelform wird der Hang zunehemend steiler und der Aufstieg anstrengender. Ständig muß man schauen, daß einem die Hände nicht einfrieren, immer die Hand der wind-abgewandten Seite wird geballt und geöffnet, pausenlos im Wechsel mit dem serpentinenartigen Aufstieg. Jede kurze Pause führt dazu, daß der Kreislauf ein bißchen herunterfährt und man superschnell auskühlt. Oh mann, wie mag das wohl für die "echten" Bergsteiger sein, die sich in der sog. Todeszone oberhalb 7000m üNN bewegen - hier kann man mal eine Nase davon nehmen und erahnen, wie so ein Kampf mit dem Berg und dem Wetter aussehen könnte. Aber zum Glück sind wir hier am Vulkan weit davon entfernt, ist halt saukalt :-)
Kurz unterhalb einer Kante (der vermutete Gipfel, weil oben rauchts) fängts ab und zu mal an zu stinken, der Schwefelgeruch zieht unangenehm in die Nase.
Nach weiteren 2h (ja, war nur eine Kante und es wurde immer steiler) ist dann doch der Gipfelkrater erreicht, was für ein beißender Gestank, man ist manchmal kurz vorm Übergeben, so stark ist das.
Die Aussicht über die gesamte Region bis nach Argentinien hinein und auf andere Vulkane und Bergmassive entlohnt bei weitem die Strapazen. Schnell alle Fotos machen, der Akku will nicht recht bei der Kälte und noch schnell die Wurstsemmel reingedrückt und mit Wasser runtergeschlungen. Es ist einfach zu kalt für alles.
Nach einem kurzen Abstieg kommt endlich der Funfaktor, wir legen noch zusätzliche Schneehosen und so einen "Ass-Protector" an, die Steigeisen werden abgeschnallt - und wir rutschen auf unseren Hintern mit Unterbrechungen bis kurz oberhalb der Talstation. Sehr lustig und vor allem SCHNELL! Nach kurzem Marsch zur Hütte, Cafe hats natürlich keines, warum auch, können wir unseren restlichen Kram vertilgen und in der Sonne baden, Wind hats immer noch genug, aber zumindest ist es warm.







 

Natürlich, waren auch wieder Biker dort, man beachte den Kofferhalter Marke Eigenbau bei der Yamaha - gut gemacht :-)



Das war also mein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk schätze ich, daß der Hike auf den Vulkan Villarica geklappt hat - muchas gracias!

Und so verabschiede ich mich aus Pucon und fahre morgen früh mit dem Bus nach Puerto Varas.

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