2012/02/06

Rapa Nui, la Isla de Pascua oder auch die Osterinsel

Trotz des starken Regens (ääääääähemmmmm!!! Hallo Sonne!?) war der Empfang von Claudio, dem Hostel-Manager am Flughafen sehr herzlich und ich bekam den typisch polynesichen Blumenkranz umgehängt, toll! Sah zwar wie in den Filmen total kitschig aus, aber mir hat's trotzdem super gefallen. Nach einer kurzen Fahrt incl. Stadtbesichtigung kommen wir auch schon im Hostel an, erster Eindruck: klasse! Hanga Roa, die Haupt-"Stadt" ist nicht besonders groß, die wichtigsten Straßen durchläuft man wieder in einer halben oder einer Stunde. Da ich nachtsüber im Flugzeug kein Auge zumachen konnte - es waren ja um 0300h gut 3h von Punta Arenas nach Santiago, dort knapp 2h Aufenthalt und dann gut 5h auf die Osterinsel - und somit noch ziemlich zermatscht war, habe ich mir erstmal ein kleines Nickerchen bis gut 2000h gegönnt :-) (good old times) und habe dann den Gemeinschaftsabend mit auf Lavastein gegrilltem Fisch und div. Beilagen genossen.

Ein bißchen zur äußerst interessanten und gleichzeitig mystischen Geschichte der Insel:
Um das 8. Jahrhundert herum kamen die ersten Siedler von den Marquesischen, den Mangareva, den Cook oder von den Pitcairn Inseln nach Rapa Nui gesegelt, sie waren erstklassige Navigeure :-) Der Legende nach hat der damalige Herrscher Hotu Matua in einem Traum die Insel gefunden und 8 seiner besten Leute geschickt, um zu sehen ob es diese wirklich gibt. Es entstanden im Laufe der Zeit viele verschiedene Familien und Stämme, die Moais wurden als Ahnengedenken und zum Schutz errichtet, damit das Mana der Gottheit die Bewohner schützen würde. Daher schauen mit Ausnahme von 7 Stück alle Moais in das Landesinnere und befinden sich an der Küste. Die Bevölkerung wuchs so stark an, daß zu Beginn des 18. Jahrhunderts schwere Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen zur Dezimierung auf etwa 120 Rapa Nui führten. Schätzungen gehen davon aus, daß zuvor zwischen 4000 und 20000 (!) Menschen auf Rapa Nui lebten.
Als die Europäer am Ostersonntag des Jahres 1722 durch Admiral Jacob Roggeveen die Insel entdeckten wurde der internationale Name "Osterinsel" festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Moais durch die Fehden umgestürzt worden und die Europäer haben nie gesehen, wie diese geschaffen, transportiert oder errichtet wurden. Durch die blutigen Fehden ging wie immer in der menschlichen Geschichte wahnsinnig viel Wissen über die Kultur, die Techniken und das Leben aus dieser Zeit verloren. Daher sind die meisten Geschichten an den archäologischen Stätten Annahmen und es gibt eigentlich immer 2 oder mehr Versionen zur Erklärung.
Die Ahus, auf denen die Moais stehen sind als Grabstätte und Zeremoniestätte zu betrachten und dürfen auf keinen Fall betreten oder berührt werden. Genauso wie die Moais sind sie der ständigen Erosion ausgesetzt und leider gibt es zu viele Idioten die a) die Schilder nicht lesen können, b) den weichen Käse zwischen ihren Ohren nicht zum Denken benutzen und c) nicht auf die Anweisungen der vielen Guides oder den Touristinformationen folgen.

Der nächste Tag beginnt mit Sonnenschein! Juhuuuuuu, war die Prognose doch nicht so positiv, also geschwind einer Tour angeschlossen und die wichtigsten Moai-Stätten der Insel besucht. Christophé, der französiche Guide war sehr flexibel und da die gestrige Tagestour wegen dem starken Regen abgebrochen werden musste, konnte ich mich kurzfristig anschließen und das optimierte Programm genießen, zwei der wichtigsten Moai-Stätten an einem Tag. Wow! Das kann man so gar nicht regulär buchen und dann noch mit nur 2 anderen, Stephanie und Patrice aus Frankreich, da Stephanie erstklassig deutsch spricht, war das natürlich eine super angenehme Begleitung.
Die Moais sind unbeschreiblich: es gibt insg. ca. 900 auf der ganzen Insel verteilt. Davon sind 200 alleine noch im Steinbruch, ca. 300 aufrecht und auf den Zeremonie-Plattformen zumeist an der Küste verteilt, der Rest, also etwa 400 liegen auf dem Gesicht oder dem Rücken herum. Es ist eigentlich nicht vorstellbar, wie man diese hergestellt hat. Der kleinste Moai ist 2m, der größte 21m (aber noch im Steinbruch), es gibt aufrechte, die gut 10m hoch sind! Das dürften dann etwa 50 bis 70 Tonnen Gewicht sein.... Alles über die Geschichte und die Mythen hier zu schreiben wäre wohl übertrieben, es gibt ja auch genug Literatur darüber. Aber wer mag, darf mich gerne ansprechen, das gibt sicher alleine schon eine abendfüllende Unterhaltung :-)
Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht von Christophé soviel über die Geschichte der Rapa Nui, den Moais und den Vermutungen zu hören, die die Wissenschaftler bisher herausgefunden haben.

Erstaunlich: die Sache mit der Torres del Paine Enttäuschung konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, wer mich kennt, kann wohl bestätigen, daß sowas fürmich unmöglich ist. Jedenfalls habe ich mir hier auf der Osterinsel endlich ein bißchen Zeit genommen und ein höfliches, aber bestimmtes email verfasst und an die verantwortliche (private !) Agentur für die Refugios geschickt. Ich hab' mal geschrieben, daß ich eine Erstattung für volle zwei Nächte erwarte... ich dachte so als VB :-)
Und siehe da, Margarita vom Reisebüro aus Puerto Varas antwortet mir, daß die Verantwortlichen (Fantastico Sur) es nicht "very appreciated" haben, daß ich mich beschwert habe. Am Ende des Tages werden mir wohl 2 volle Nächte erstattet. Wer hätte das gedacht - und wieder einmal kann ich eines meiner Vorurteile löschen, daß Südamerika komplett korrupt ist und jeder einen über den Tisch ziehen will. Offensichtlich existiert doch so etwas wie ein Service-Gedanke, man muß nur seinen Mund aufmachen. Überhaupt habe ich auf dieser Reise wahnsinnig viel "gelernt" und habe sehr viel von meiner ursprünglichen Paranoia und Vorurteilen abgebaut. Aber was will man machen? Überall werden einem ja nur die schlechten Seiten präsentiert, wie die Beipackzettel von den Medikamenten - man sollte es einfach nicht lesen.
Aber trotzdem, meine Enttäuschung war schon enorm, stellt Euch vor, es sollte ja ein Ereignis in einer wunderschönen Natur und Umgebung werden, das man so wohl nur einmal im Leben hat. Von daher bin ich noch immer der Meinung, daß dieser Weg OK ist.
Am Nachmittag etwas Verwaltung und Siesta, und abends eine 250cm³ Enduro für 24h angemietet, yieha, jetzt kann die Erkundung losgehen

Am nächsten Tad dann verdammt früh raus, Chris aus Kanada und ich wollen unbedingt den Sonnenuntergang bei den 15 Moais genießen, die Stimmung während des Sonnenaufgangs soll superschön sein. Nach einer Fahrt von etwa 30 Minuten sind wir am anderen Ende der Insel angelangt, was für ein Spaß mit der Maschine herum zu eiern! Chris hat die Fahrt auf seinem Quad ebenso genossen - "Wuhuu, hey man, this was awesome!" waren seine Worte.Tatsächlich sind die Minuten in denen die Sonne aufgeht nur als "magisch" zu beschreiben, die Moais stehen ja direkt am Wasser und die Sonne geht buchstäblich im Rücken der Steinmänner auf, man hört nur das Rauschen der Brandung und hier und da mal Gegacker von den nicht so ganz wenigen anderen Schaulustigen Frühaufstehern.
Danach sind Chris und ich über die Insel gedüst, immer von einem schönen Stop zum nächsten. Es gibt noch so viele schöne Spots mehr zu entdecken und die Zeit würde sicher nicht ausreichen.
Beim Mopedfahren ist mir irgendwann wohl die Kamera aus der Tasche gefallen... auch nach erneutem Abfahren und einen Tag später Ablaufen des Weges von was-weiß-ich wievielen Kilometern hatte ich keinen Erfolg, sehr schade. Der Verlust war aber insofern minimal, da mir "nur" Bilder von einem Tag fehlen, darunter aber leider auch die vom Sonnenaufgang vor den 15 Moais. Aber eine super-nette Santiaga hat mir mit ihren ausgeholfen und somit für ein bißchen Trost gesorgt. Jajaja, ich weiß, "Das hat ja mal passieren müssen!", wenn man das eine oder andere Malheur aus meiner fotografischen Vergangenheit berücksichtigt - also schon mal ein herzliches "Dankeschön" vorab für geistreiche Kommentare         :-/         *grmpff*

Als nächstes war ein bißchen Trekking angesagt, es sollte zunächst an der Küste entlang später weiter ins Landesinnere zu den 7 Moais von Ahu Akivi gehen. Später habe ich die absolut geniale Rundumsicht auf dem erloschenen Vulkan Maunga Terevaka genossen. Am Abend war ich so zermatscht, daß ich mich gerade noch eine Empanaderia retten konnte und mich dort mit 2 Canada Dry und einer Pollo y Queso Empanada wieder aufgepäppelt habe. Auf dem Hinweg habe ich mit Radarblick versucht die Kamera zu finden und war felsenfest davon überzeugt, daß ich sie zu Fuß auf jeden Fall finde. Natürlich hat das nicht geklappt.

 Der Aufenthalt auf Rapa Nui war sicher nochmal etwas ganz Besonderes, konnte ich doch den Flair der Insel sehr genießen und das, obwohl sich ja ringsrum ja "nur" mehrere tausend Kilometer Wasser befinden. Die ganze Insel ist ein einziges Freilichtmuseeum und die Kultur der Rapa Nuis oder übergreifend der Polynesier ist schon mitreißend. Am Samstag und Sonntag konnte ich jeweils abends bis spät in die Nacht das Tapati Rapa Nui bestaunen, das jährliche Festival, bei dem die neue Rapa Nui Königien anhand von verschiedenen Wettbewerben und Wettkämpfen ermittelt wird.

Die letzten beiden Tage wollte ich noch ordentlich genießen, bevor mir wieder die deutsche Winterkälte blüht. Am Abend des 6. Februar werde ich wieder in Santiago sein und noch 3 Nächte bei meiner Gastfamilie verbringen, bevor ich endgültig den Heimflug zurück nach Deutschland antreten muß. Kälte: ich komme.

Tja, und kaum hatte ich diesen Post fertig geschrieben, gab es auch schon eine nicht minder kleine Überraschung: das Mana des Rapa Nui Gottes Make Make, transportiert durch den Vogelmann Tangata Manu und konserviert durch die Moai haben dazu geführt, daß meine Kamera wieder aufgetaucht ist. Genau wie es Claudio und Mirijam vom Hostel vorausgesagt hatten, wurde die Kamera auf besagtem Wanderweg gefunden und bei Motorrad Verleiher abgegeben, wo ich sie mir abholen konnte. Sie funktioniert nach wie vor einwandfrei, nur die Batterie war ein bißchen leer, wahrscheinlich haben sie sich die Fotos angeguckt :-) daß diese noch auf der Karte sind, ist eh das Wichtigste!

Aber jetzt das Visuelle: Hier geht's zu den Bildern des Fotoupdate Nummer 4.

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