2012/01/29

Punta Arenas - Warten auf Oster(n)insel

Nun habe ich also die letzten 5 Tage in Punta Arenas verbracht. Zugegebenermaßen hadere ich ein wenig mit meinem "Schicksal" - wäre ich doch jetzt so richtig im Trekkingfieber und hätte gerne noch ein paar Tage drangehängt. Aber ein guter Projetkmanager hat ja in seinen Reiseplan Puffertage für Busfahrten, Bootstransfers und schlechtes Wetter eingeplant. So kam's daß ich diese gut 3 Puffertage jetzt voll auskosten konnte..... und mich teils schon wahnsinnig gelangweilt habe. Aber mei, es hülft ja nix, das Rückflugticket von Puerto Williams nach Arenas hatte ich ja auch (leider) schon, also kein Grund zum Lamentieren. So ein bißchen auf der faulen Haut liegen (im wahrsten Sinne) schadet ja auch nicht.

Also habe ich mir zunächst auf die Nachmittage verteilt die Stadt, Museen und andere erlaufbare Sehenswürdigkeiten angeschaut.

Gegründet wurde Punta Arenas zunächst mit dem Stützpunkt Puerto Hambre, etwa um 1843 und wurde mit einer Festung, dem Fuerte Bulnes, als chilenisches Besitztum angemeldet. Das damalige Fort liegt einige Kilometer außerhalb des heutigen Punta Arenas und wurde aber wegen der schlechten Erreichbarkeit und der Ausgesetztheit nach einigen Jahren wieder aufgegeben, daher auch der Name "Hungerhafen", da die Leute buchstäblich vor Hunger starben. Punta Arenas besitzt einen geschützteren und einfacheren Zugang vom Meer her und hat sich damit durchgesetzt.
Richtig Schwung in die Bude kam so etwa um die Jahrhundertwende, als eine Expedition die ersten Schafe nach Feuerland brachte, damals weideten etwa 2 Millionen Schafe rund um Punta Arenas. Es strömten wahnsinnig viele europäische Einwanderer hinterher, mein Besuch auf dem Cementerio Municipalidad zeigt das auch. Ich habe zumindest sehr viele Namen aus Ex-Jugoslawien, Italien, Frankreich , Schottland den USA und England gefunden, deutsche eher weniger, es sollen aber auch viele gewesen sein. Diese Zeit war offensichtlich sehr ertragreich, die großen Familien haben ein großes Vermögen anhäufen können und daher entstand das Stadtbild mit den wirklich sehr sehenswerten Häusern im Kolonialstil. Einige der Leute mit denen ich mich so unterhalten haben, haben in der Familie irgendwie Wurzeln nach Deutschland oder zumindest nach Europa, ist schon erstaunlich. Aber niemand, den ich getroffen habe spricht mehr deutsch.
Einen ebenfalls sehr großen Stellenwert besitzt in dieser Region die chilenische Marine - die Armada. Hat die Armada schließlich doch den chilenischen Besitzanspruch in der Antarktis sichergestellt - ca. 2/3 von Chile befindet sich territorial gesehen in der Antarktis, nur 1/3 ist Festland. Oder auch die gelungene Rettung der Expedition von Sir Ernest Shackleton, ich glaube so um 1916 rum. Den hat auch die Armada wieder aus der Antarktis rausgehauen. Und sie sind natürlich ganz stolz, wenn sie erzählen können, daß sie das Kap Hoorn umsegelt haben, noch immer eine der schwierigsten und gefährlichsten Seestellen, da hier der Atlantik und der Pazifik aufeinandertreffen.

Eine große Abwechslung war der Besuch der Pingüinera Isla Magdalena und der Seelöwenkolonie Isla Marta. Bei den Pinguinen, deren Anzahl hier auf ca. 150.000 Tiere geschätzt wird, kann man eine gute Stunde zum Leuchtturm und wieder zurückwandern, bis einen das Schnellboot wieder aufpickt. Mein Freund Jeroen hatte mir erzählt, daß bei seinem Törn der Wellengang recht hoch war und sich einige Leute die ganze Fahrt während übergeben mussten :-)
Das musste ich natürlich auch sehen! Aber Pech gehabt, die See (fast) so glatt wie ein Baby-Popo, niemand hat gekotzt. Man kann nicht alles haben. Nach den Pinguinen, die sehr viel Spaß gemacht haben wurde die Seelöwenkolonie umrundet. Betreten darf oder kann man diese nicht, die Natur wäre dort viel zu sensibel. Außerdem hat es auf Isla Marta auch eine Kormorankolonie, unten am Strand lungern die riesigen Seelöwen herum und brüllen und kämpfen und faulenzen und oben auf den Klippen da flattert es nur so, dort nisten die Kormorane.
Ich habe total viele Pinguine gesehen, einige sind super-neugierig und watscheln auf einen zu und man ist sehr versucht sie zu streicheln - ist natürlich verboten, genauso wie füttern oder Porträtmit Blitz fotografieren. Ein Guide meinte, das erzählen sie allen Leuten immer weider eindrücklich, am meisten Schwierigkeiten hätten sie aber mit den Israelis, die immer genau das Gegenteil davon machen würden. Zwei Amerikaner hatten auch ihre Idee von "ich fotografier mich mal mit einem Pinguin", dem einen hat der Pinguin genau im Moment des Auslösens, pardon, mit einem richtig schönen Schwall vor die Füße geschissen, leider nicht die Hose oder Schuhe erwischt. Aber Übung macht ja den Meister :-)

Ansonsten kann ich heute nicht viel aufregendes berichten, übrigens die neuen Fotos starten im Webalbum ab hier!

Morgen um 0300h starte ich zur Isla de Pascua durch, ich bin gespannt, was mich dort erwartet.

2012/01/24

Das dritte Fotoupdate

Heute gibt's wieder ein paar Fotos, u.a. vom Trekking auf der Isla Navarino. Mir hat's viel Spaß gemacht.

hier geht es mit den neuen Fotos weiter: Fotoupdate 3

Viel Spaß und wie immer freue ich mich über Eure Kommentare.

2012/01/23

Puerto Williams - el Trek del Dientes de Navarino

Heute soll es also losgehen auf die 5-tägige Wanderung durch eine der lt. Reiseführer "atemberaubendsten Landschaften der Südspitze: der Circuito Dientes de Navarino (Rundweg über die Zähne von Navarino). Er führt über spektakuläre Wildnis aus blankem Fels und abgeschiedenen Seen. Die Empfehlung lautet immer, nicht allein zu gehen, sondern mindestens zu zweit, da so wenig andere Leute unterwegs sind bzw. keinerlei Infrastruktur anzutreffen ist. Ein echter Traum-Trek also.

19.01.2012 Tag 1
Voll vorfreudiger Aufregung starte ich spät gegen 1100h meine Wanderung in die Wildnis der Berge von Navarino. Die UV-Strahlung ist sehr hoch, man muß trotz ständig wolkenverhangenem Himmel und Nieselregen Sonnenschutz auftragen. Anfangs noch über Schotterpiste, vorbei an der Marienkapelle geht es ca. 2h sehr steil durch einen Wald hinauf auf den ersten Gipfel mit der chilenischen Flagge, dem Cerro Bandera. Die gut 15 Kg Gepäck wollen gerne getragen werden! Am Cerro Banderaauf 550m bläst der Wind eiskalt und recht stark, da ich ziemlich geschwitzt habe, friert es mich recht schnell und ich benötige meine ganze Outdoor-Ausrüstung. First layer, Wind protection, Hardshell - da freut es doch alle Outdoor-Ulis, oder? Nach weiteren ca. 2h ist die Laguna del Salto auf 480m erreicht, mein Tagesziel. Der Abstieg ist supersteil über einen Schotterhang und erfordert nochmal alle Kraft und Aufmerksamkeit. Aber mein Campingplatz ist bald erreicht und mein Heim für eine Nacht fertig. Auf dem Weg habe ich 4 Leute getroffen, 2 amerikanische Tageswanderer und 2 weitere Amerikaner, die nach einer Nacht auf dem Cerro Bandera bei völligem Nebel umgekehrt sind. Gute Entscheidung in dem Fall (ich treffe sie später im Hostel wieder). Am späten Abend trudeln dann doch noch 2 weitere Wanderer ein, ein Trekkingpäärchen aus der Schweiz! Woher sonst, oder? :-) Ich hatte zwar schon gegessen, wurde aber nochmal von ihnen eingeladen. Die beiden sind echte Luxus-Camper, es gab Rotwein, Pasta mit Käse, Gewürze - die beiden hatten alles am Start!

20.01.2012 Tag 2
Die Idee, den Sonnenaufgang gegen 0500h einzufangen war ein Misserfolg, es gibt überhaupt nur wenig Sonnenstrahlen und wenn, dann springen wir direkt den erhellten Flecken hinterher um auch ein bißchen Wärme einzufangen. Das Wetter ist schwierig zu beschreiben, die Winde sind eiskalt und teils recht böig, in der Sonne ist es angenehm, aber kaum ist die weg, friert man superschnell aus. Schweißtreibende Aufstiege machen es zunehmend schwieriger und ständig ist man am Anpassen der Kleidung: Mütze, Handschuhe, Schal, Windstopper, Hardshell... dann nieselt es wieder mal zwischendurch, gleichzeitig Sonne. Gegen 1000h  sind meine langschlafenden Freunde dann auch soweit und wir marschieren los. Es geht gleich wieder steil hinauf zum Paso Primero auf 695m, ein schönes Hochtal mit sehr interessanten Gesteinsformationen. Weiter geht es zum Paso Australia auf 805m, die Winde sind superstark und vorbei an der Laguna del Paso zum Paso de los Dientes. Hier zeigen die Dientes de Navarino im wahrsten Sinne ihr Gesicht - Zähnefletschen! Aber voll guter Laune steigen wir wieder ab, vorbei an schönen kleinen Seen und sind prompt falsch gelaufen! Dank des GPS von Holger finden wir aber mit einer guten Stunde Verspätung den Weg wieder. Nach einer kleinen Durchschlage-Übung sind wir wieder on-track. Die Laguna de los Dientes und den Lago Escondida passierend, campiere ich schließlich am Fluß und Bieber-Damm-Bauwerk. Nach einer gemeinsamen Pause ziehen Barbara und Holger jedoch weiter, da sie nur 4 Tage Zeit für den Trek haben. Also Abschied nehmen von "Bruna" und "Wikiholger" - mein neuer Spitzname von den beiden für mich ist "bayerischer Ötzi-Bär". Hm.
Waschen im Lago: brrrrrrrrrrrrr, aber hinterher sehr erfrischend. Übrigens haben wir wohl mit unserem Verlaufen unseren all-time südlichsten Punkt der Erde erreicht, wir hatten Sicht auf die Islas Wollaston und somit das Kap Hoorn, südlicher geht es unter normalen Umständen nicht mehr!

21.01.2012 Tag 3 (und 4)
Eine unruhige Nacht, es hatte sehr viel Wind, der an meinem Zelt gerüttelt hat, aber alles ok - ich habe was stabiles gekauft. Ich bin früh los, gegen 0845, ob ich die beiden anderen noch einhole? Nach ca. 1,5h habe ich den Paso Ventarron auf 696m überwunden und laufe zum Lago Hermosa ab. Dort sehe ich tatsächlich das Zelt von Holger und Barbara, gerade geht der Reißverschluss auf - Guten Morgen! Wir trinken zusammen echten Kaffee, hmmmm, nur leider habe ich meine Tasse entweder im Hostel oder im Laden vergessen und muß aus meiner Spezialflasche heraus trinken. Kurz nach 1100 starten wir und nach weiteren 1,5h ist schon mein eigentliches Tagesziel nach dem Paso Hermosa, die Laguna Hermosa erreicht. Schneller Entscheid: weiterlaufen, sonst wäre es wohl stinkfad gewesen. Also nehmen wir gleich den Tag 4 in Angriff. Nach einigem Auf und Ab ist der Paso Virginia an der Reihe, ein harter Aufstieg. Oben auf dem Pass angekommen laufen wir über eine schier endlos lange Passage aus groben Steinen, immer von Steinmännchen zu Steinmännchen, jedes ein paar hundert Meter vom anderen entfernt, man meint, man läuft auf dem Mond und kommt nicht mehr an. Meine Wanderkompanions kämpfen mit der Motivation, beide hängen ziemlich durch und laufen im Hungerast, aber es ist ja nicht mehr weit. Der Abstieg zur Laguna de Los Guanacos ist extrem steil und verläuft über einen groben Schotterhang unterhalb eines gefährlich rumhängenden Schneehanges unterhalb des Grates. Gut, daß wir nebendran runterlaufen. Vorbei am Lago de los Guanacos erreichen wir nach insg. 9,5h unser gemeinsames Ziel des eigentlichen Tag 4, die Laguna de las Guanacas (diesmal die weiblichen) und campieren dort.

22.01.2012 Tag 4
Nach einer sehr unruhigen Nacht brechen wir nach gemütlichem Frühstück um 1100h auf. Der Wind hat brutal am Zelt gerüttelt und trotzdem, daß mein Zeug nicht von Vaude ist, ist am Morgen noch alles in Ordnung. Ich hoffe Hubsi wird es mir nachsehen .-)
Eigentlich geht es nur noch bergab, gottseidank macht mir mein "Wolf" nicht mehr so zu schaffen wie am Ende des gestrigen Tages, autsch! Nicht so schlimm. Eine gute Stunde kämpfen wir uns durch den von umgestürzten Bäumen kaum zu bewandernden Wald. Diesmal erinnert es sehr an die Bear Grylls Geschichten, das GPS muß uns dann doch nochmal auf den richtigen Pfad zurückführen und nach insg. 3h erreichen wir die Straße in Richtung Puerto Williams, das sind dann nochmal gut 8km. Aber dank dem "heißen" Daumen von Barbara werden wir prompt von einem Auto mitgenommen und sind gut 15min später in Puerto Williams angekommen und genießen italienische Küche bei Mateo.
Im Hostal wird mir mitgeteilt, daß ich entgegen den Versprechungen das Hostal wechseln muß.

23.01.2012
Im Hostal treffe ich wieder auf Josh und Rychelle aus den USA, die beiden sind mir bereits am ersten Wandertag entgegenkommen, sie haben aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen. Sie hatten wohl beide jeweils gut 5 Kilo zuviel im Rucksack, ich wurde sogar noch mit jeder Menge übrig gebliebenem Porridge, Granola Bars, einem Fertiggericht und Thunfisch beschenkt. Beide sind sehr sympathisch und wir haben einen sehr angenehmen Abend und ich habe eine weitere Einladung in die vereinigten Staaten, sollte ich mal nach Seattle kommen :-)
Mein Rückflug-Ticket für morgen nach Arenas geht klar, somit habe ich meine kompletten Puffertage als verfügbare Zeit hinzugewonnen und kann 5 Tage in Punta Arenas verplanen, bis ich am 30.01. auf die Ostereierinsel düse.

2012/01/18

Puerto Williams

Am kleinen aber feinen Flughafen angekommen, findet der gleiche Ablauf wie auch auf den großen statt. Ich werde am Schalter von DAP gefragt, ob ich denn eines der Dinge im Gepäck oder Handgepäck habe, die auf dem Schild am Counter abgebildet sind. Natürlich habe ich kein Schweizermesser oder Nagelfeile oder -zwicker oder Schwerter oder Pisotlen dabei. Aber ich erkläre superfreundlich, daß ich zum Trekken nach Pto. Williams fliege und natürlich das Zeug incl. Gas und Kocher dabei habe. Nach kurzer Beratschlagung und Gegrinse der Leute hinter dem Schalter muß ich meine Gaskartusche rauskramen und abgeben. Verdammt-noch-eins, nach kurzem Ausflippen Nummer 5 (?), und Beschweren, daß der Typ im Outdoor-Laden das schließlich hätte sagen können, haue ich ihnen die Kartusche auf den Tresen und werfe das Geld hinterher. Die nette Dame erklärt mir dann hinterher, wenn ich denn zurückfliege, müsste ich nur meinen Pass vorzeigen und bekomme eine Kartusche zurück. Ähemmmm, okeee. Na dann, ists ja nicht so schlimm, peinlich, peinlich. Aber ich hätte es mir ja auch denken können, trotzdem war ich der Meinung in dem kleinen Flieger sei das kein Problem. Oh, es waren nur 10 Kilogram Gepäck plus 1 Kilo Handgepäck erlaubt. Da ich einiges im Hostel gelassen habe, komme ich incl. dem ganzen Essen (in Williams soll es sauuuteuer sein) auf 15 Kilo, geht ja noch.
Der Flug in dem zwei-propellorigen Flugzeug ist sehr entspannt, aber interessant, da wir nur 3000 m hoch fliegen, man kann ganz toll rausschauen und die Küstenlinie beobachten. Da ich im ersten Sitz sitze, kann ich die Piloten beobachten und meinen Kompass in der Uhr abgleichen - hehehe, funktioniert absolut proper und akurat! Passt scho!
In Puerto Williams angekommen, finde ich eine auf den ersten Blick total verschlafene Hafenstadt vor, die gleichzeitig Marine-Basis für die chilenische Armada ist. Es gibt einige Sehenswürdigkeiten, z.B. den ersten automatischen Benzin-Zapfautomaten, oder den ersten gestifteten Heuwagen, oder das erste zivile Haus, aber auch echt interessantes wie z.B. das Museo Martín Gusinde, das das Leben der Ureinwohner der Yaghan damals bis heute erklärt oder auch den Bug der "Yelcho". Mit diesem Schiff wurde anno 1916 die Expedition von Sir Ernest Shackleton, der in der Antarktis verunfallte gerettet. Natürlich ist man ganz stolz auf dieses Ereignis. Ansonsten ist in Puerto Williams eines der aufregendsten Ereignisse, wenn der Wind ein Stück Blech durch die Straßen weht. Es scheint nicht nur so, als ob ich am Ende der Welt angekommen wäre, es ist auch so.

Ich quartiere mich in meinem Hostel für eine Nacht ein und erforsche den Ort noch ein wenig. Tatsächlich hätte ich fast alle Lebensmittel auch hier bekommen und nichtmal viel teurer, wahrscheinlich hätte ich die 10 Kilo knacken können. Egal. Ich melde mich noch bei der Polizeistation für 5 Tage ab zum Dientes-Trekking, das ist Vorschrift. Der Polizist ist erstaunlicherweise sehr an der deutschen Geschichte speziell an der NS-Zeit interessiert. Ob es denn diese Konzentrationslager wirklich gäbe? Ich versuche zu erklären, daß es diese leider wirklich gab und es heute Museen, bzw. Gedenkstätten sind. Aber so wirlich wollte ich mich auf dieses Gespräch mit ihm nicht einlassen. Übrigens beim Abmelden ein paar Tage später, grüßt er doch tatsächlich mit ausgestrecktem Arm, mir fällt da nix mehr ein.... schnell weg.

2012/01/17

Punta Arenas

Von Puerto Natales aus erreiche ich mit dem Bus nach ungefähr 3h Punta Arenas, die ehemalige Gefangenen- und Strafkolonie. Natürlich kann ich (im Gegensatz zu den Einheimischen) an einer Stelle aussteigen, die nahe meinem Hostel liegt, sondern muß irgendwie vom Zentrum aus dorthin gelangen. Irgendwie ein bißchen unfair, weil alle anderen alle Nase lang an jeder verdammten Ecke aus- und einsteigen. Ok, dann kann ich wenigstens die dringend benötigte Wanderkarte vom Dientes-Trek besorgen. Ich muß ja außerdem noch mein gesamtes Equipment einkaufen - wieder eine andere Aufgabe am anderen Ende der Stadt im Duty-Free Bereich, Zona Franca.
Im Zentrum laufe ich mir mit meinem gesamten Gepäck die Hacken und die Schultern ab, diese Mistkarte ist nicht aufzutreiben. Karten von Patagonien und Süd-Südamerika (gibts das?) gibts jede Menge, alle unbrauchbar für meine Zwecke. Also zuerst ins Hostel, dort von äußerst unfreundlichen Israelis empfangen worden und nach Abwurf des Gepäcks sofort auf in die Zona Franca. Dort in einer der vielen Malls angekommen, eröffnet sich mir die gesamte Bandbreite was man so von Duty-Free erwartet, jede Menge Alkohol, Parfums, Zeugs zum Rauchen, Souvenir-Krempel, Schmuck, Elektronik und, ganz wichtig: OUTDOOR-Equipment.
Nach einer sehr angeregten und lustigen Beratung von Peter Manzilla (heißt der doch echt Apfel) habe ich nun alles was ich brauche. Ich bin jetzt stolzer Besitzer eines Zweimann-Zelts, eines Daunenschlafsacks und Isomatte, einem Gaskocher mit Piezo-Zündung (mein kleiner Luxus), ein Set Kochgeschirr, Besteck und sogar eine isolierte Kaffetasse mit Verschluss - ohhhh,  super, freue mich schon auf meinen echten Kaffee!
In Arenas fahren Colectivo-Taxis mit Nummern auf dem Dach auf fixen Routen, IN die Stadt zu kommen war super-easy und billig, aber heraus... Die verdammte Nummer in meinen Stadtteil kommt einfach nicht, tausende Autos, lauter verschiedene Nummern. Also springe ich eines, das nur um zwei größer ist, wird wohl in der Nähe sein. Nach kurzem verbalem Intermezzo stellt sich natürlich raus, daß dies nicht der Fall ist. Wäre aber kein Problem, er fährt mich gerne für 2000 Peso in mein Hostel, mannmannmann.
Aber immer noch keine Karte vom Wandergebiet, mist, ohne gehts echt nicht. Meine letzte Hoffnung ist eine in Puerto Williams zu bekommen...sonst habe ich wohl ein Problemchen. Hier schlägt das Schicksal aber mal mit ein bißchen Glück zu: Peter aus England, den ich in meinem Hostel treffe, hat ein perfektes Büchlein mit Wanderkarte 1:50.000 und super Beschreibung mit Fotos der wichtigsten Punkte des Dientes-Treks und überlässt mir seinen "Schatz" unter der Vorraussetzung, daß ich ihm diese wieder zuschicke, falls er keine mehr auftreiben kann. Logo, Deal! Ok, egal, jedenfalls kanns morgen losgehen, der Flieger von Aerovias DAP bringt mich auf die Insel.

Das zweite Fotoupdate

Auf zum Picasa-Webalbum mit vielen Bildern.

Viel Spaß!

2012/01/16

Puerto Natales - Parque Torres del Paine

### DEAR VEGGIES: CAUTION !!! - EXPLICIT CONTENT, TERRIFIC ASADO COMING UP !!! ###

12.01.2012

Nach einer sehr entspannten Busfahrt durch z.T. wieder sehr unspektakuläre Pampa überqueren wir wieder mal die Grenze zu Chile, die Bestimmungen für die Lebensmittel sind sehr strikt. Das wird wohl spannend, wenn ich meinen Griesbrei, meinen Kaba den Kaffee, die Kekse etc. blabla erklären darf :-) William, mein Sitznachbar aus den USA meinte, er wird mich sicher nicht im Gefängnis besuchen, er hätte keine Zeit. Aber denkste, die Zöllner waren sowas von uninteressiert. Ich vermute es geht bei der Einreise aus Argentinien hauptsächlich um genveränderte Lebensmittel, in Chile gibt es die nicht und man will sich wohl davor schützen.

In Puerto Natales angekommen finde ich mein Hostel, Tinhouse Patagonia. Von außen auf den ersten Blick abgewrackt, aber von innen ein total süßes und heimeliges Häuschen. Laura aus den USA führt diese gemütliche Unterkunft. Super Betten, große Zimmer und eine superschöne Küche mit Holzelementen, das Gegenteil von den Barracken der letzten Tage. Im HOstel lerne ich Martin kennen. Er ist Fotograf aus Dublin, aber gebürtiger Pole. Sein Akzent ist eigentlich zum Schreien, obwohl er schon über 8 Jahre in Dublin lebt und arbeitet. Seine argentinische Freundin passt derzeit auf die Babys auf bzw. machen das die Großeltern und er hat Auslauf bekommen :-) Ich kann Euch sagen, da habe ich wieder Ausdrücke gelernt, mann oh mann! So lustig!

Am Gletscher bin ich just wieder auf meine beiden Wanderkumpaninnen aus der Schweiz getroffen und das Abendessen zum Asado war schnell vereinbart und zusammen mit Martin haben wir es uns gut gehen lassen. Vor offenem Feuer werden die Tierhälften gegrillt und auf Wunsch zerkleinert und serviert, hmmmmmmmmmm, super lecker zusammen mit dem Bier aus Punta Arenas, Cerveza Austral!

So kam es auch, daß wir dann zu viert am folgenden Morgen losmarschiert sind um den Park zu erwandern.

13.01.2012, Torres del Paine Tag 1:
Nach ca. 3,5h erreichen wir bereits ein bisschen müde den Gletschersee unterhalb der Himmelstürme, Torres del Paine. Diese absolut unverwechselbare Felsformation scheint eine der ultimativen Herausforderungen für Kletterer zu sein. Die Wanderung im ersten Drittel ging ordentlich nach oben und wir haben den armen Martin wohl ein bisschen kaputt gewandert, hat der Gute doch 6 Sandwiches, 4 gesalzene Tomaten, 2 Eier, Trinken und natürlich sein massives Präzisions-Stativ dabei :-) Das zweite Drittel war etwas flacher und im Wald, bevor das letzte Drittel unterhalb des Massivs wieder steil anstieg. Da sieht man halt wieder, in welchen Ländern es gute "Wadel" gibt. Trotzdem war Martin froh, er meinte dann hätte er oben wenigstens mehr Zeit - und die hat er sich dann auch genommen. Es ist eine sehr schöne Umgebung dort oben, man hört eigentlich nur den heute sehr starken Wind, das Rauschen des Gletscherflusses und ab und zu eine kleine Steinlawine an den steilen Schotterhängen, welch eine Erholung. Die Bilder werden dann wieder für sich sprechen.
Da die anderen ja nicht so wie ich den ganzen Tag Zeit haben (ich bleibe ja im Park) geht es bald wieder zurück, die Winde sind teils so stark, daß der aufgewirbelte Sand im Gesicht und auf den Armen und Beinen wehtut, ich fühle mich sandgestrahlt. Nachdem die anderen zurück ins Tal und zu den Bussen wandern, habe ich nochmal einen Abstecher ins sog. Valle del silencio unternommen.
Ganz so still war es allerdings nicht, ein super-schöner wanderweg entlang des Fluss, über ein Feld mit großen Felsen, durch den Wald bis zum Campo Japones. Hier dürfen nur die Kletterer übernachten und weiterwandern. Ich kehre um und schlafe die erste Nacht im Zelt am Refugio Chileno und werde durch das vom immer noch starken Wind verursachten Rauschen in den Schlaf gerauscht.

14.01.2012, Torres del Paine Tag 2:
Oh oh, beim Frühstück höre ich Unerfreuliches: ab dem Refugio Cuernos (meine nächste Station) ist der Wanderweg geschlossen und mein Ziel für den dritten Tag, das Valle de Frances kann nicht begangen werden. Verd... Sch....! Naja, es hülft ja nix, also erstmal hinwandern und dann schau ma mal.

Die Winde sind brutal, teils versetzt es mich bei strahlendem Sonnenschein um einen guten Meter auf dem herrlichen Wanderweg, unglaubliche Weitsicht in die patagonische Natur des Parks. Von Feuer oder schwarzen Bäumen nichts zu sehen. Es sind neben anderen kleineren zwei größere Ströme zu überqueren, normalerweise nichts außergewöhnliches. Heute allerdings ist der Wasserstand höher und die Strömung sehr stark, die steinernen Naturbrücken können nicht ohne nasse Füsse überquert werden. Dazu der starke Wind mit unglaublichen Böen, manche Leute kehren sogar um, einige gehen an Stellen ins Wasser, wo sie hüfthoch in den Fluten stehen. Ich ziehe nur meine Schuhe aus und springe über die eigentlich vorgesehenen Steine, manche Böe zwingt mich ein bisschen bis zu den Knien einzutauchen, aber kein Problem, hat sogar Spaß gemacht. Danach ein bisschen vom kalten Wasser erholen und die anderen bei ihren z.T. gefährlichen Versuchen beobachten. Zum Glück habe ich keinen Ertrinken gesehen.
Nach erstaunlichen 3,5h bin ich mittags schon am Refugio Cuernos, der Weg war eigentlich mit gut 6h beschrieben, hmmm, egal, chillen. Allerdings ist das Wetter jetzt relativ schlecht, die Sonne ist weg, es regnet quer und es ist deutlich kühler, gottseidank.
Der Weg ist natürlich noch zu und auf Nachfrage im Refugio "wahrscheinlich" am Montag (in zwei Tagen!) wieder geöffnet. Das schmeißt natürlich meine komplette Planung über Bord, da ja zwei Übernachtungen hier vorgesehen waren. Von hier aus Besuch ins nächste Tal und zurück, aber nix da. Man meinte, ja, wenn ich zurück laufe kostet mich die Änderung meiner Reservierung nochmal 10.000 Pesos - Ausflippen Teil 3 glaube ich - Ob sie denn wirklich von mir erwarten, daß ich einen Tag am See sitze und meine Reservierung quasi absitze, da es ja keine anderen erlaubten Wanderungen gibt, keine Alternative. Keine Antwort.

15.01.2012, Torres del Paine Tag 3:
Was für eine Riesen-Enttäuschung, mal sehen, wie sich das wieder finanziell regeln lässt, ich ahne schlimmes. Überhaupt erscheint es mir in Patagonien extrem so zu sein, daß sich bei den großen Attraktionen überhaupt alles hauptsächlich ums Geld dreht und nicht um Service am Gast. Am nächsten Morgen laufe ich also zurück um den Bus zurück nach Natales zu erreichen. Mein Hostel erwartet mich eigentlich erst in 3 Tagen, naja, werde schon was finden.

16.01.2012
Tatsächlich habe ich gestern eine sehr schöne Empfehlung bei einer Freundin von Laura bekommen, im Singing Lamb (nicht: The silenced lamb) ist es fast genauso schön wie bei Laura und Susan die Inhaberin ist ebenfalls äußerst hilfsbereit und gastfreundlich, das macht Spaß und tröstet ein wenig von der Park-Enttäuschung. Beim Frühstück wurde mir gesagt, daß der Weg wohl wieder offen gewesen wäre, aber eben leider nicht, als ich noch dort war.

Naja, Zeit zum Reorganisieren: als nächstes steht ja die Isla Navarino und der 5-tägige Dientes-Trek an. Am Ende des Tages habe ich jetzt einen Flug vom 3h entfernten Punta Arenas direkt nach Puerto Williams auf die Insel. Das ist auch mein Startpunkt. Zurück ist noch offen, da die Airline DAP angeblich keine Plätze mehr hat. Wir sprechen hier von 10 Sitzplätzen im Flieger :-) Also vermutlich muß ich dann in den finanziell saureren Apfel beißen und die teurere Route mit dem Schlauchboot und dann mit dem Bus ab Ushuaia zurück nach Punta Arenas nehmen. Dort wartet ja dann irgendwann mein Flieger nach Santiago / Osterinsel auf mich.
Interessant wird noch folgendes: auf dem Dientes Trek ist man auf sich allein gestellt und braucht die komplette Ausrüstung, also Zelt, Schlafsack, Matte, Kocher, Geschirr, Essen - alles das, was ich nicht habe. Das muß ich also noch in Arenas mieten oder kaufen, mal sehen.

2012/01/11

Calafate - Glaciar Perito Moreno

Nach ca. 3h ist Calafate erreicht, der beliebte Ausgangspunkt für die Gletschertouren, hier kann man ein sog. Minitrekking machen, oder Big Ice-Trekking oder einfach nur entspannt mit dem Schiff an den Gletscher tuckern und/oder über die Beobachtungsbalkone spazieren und 14.723 Fotos machen. Ich habe mich lediglich für letzteres entschieden, da mein Zeitplan nicht mehr hergibt.
Das Hostel Che Legarto ist diesmal wirklich chillig gehalten, eine ziemlicher Bunker mit angeschlossenem Hotel-Betrieb. Dementsprechend schlecht war die Küche und deren Einrichtung, egal, ist ja nur für eine Nacht.
Am Nachmittag des 11.01. gehts dann los, die Fahrt mit dem Minibus ist tatsächlich eine Schau! Diesmal hat der Lonely-Planet Reiseführer Recht. Da ich der einzige bin, der nicht an der Bootstour an den Gletscher teilnimmt, beschliesst der Fahrer nachdem er mir eine gute Gesundheit bescheinigt hat, mich ans Ende der Beobachtungsbalkone zu fahren, damit ich einen schönen ausgedehnten Spaziergang unternehmen kann. Und es war in der Tat ein spektakulärer Spaziergang, nach gut einer halben Stunde erreiche ich einen Panorama-Aussichtspunkt und kann auf den Teil des Gletschers schauen, der nicht von den Booten befahren wird. Es sind extrem wenig Leute unterwegs gewesen, das hat das Ausharren auf das "Kalben" angenehmer gemacht. Wenn der Gletscher kalbt, brechen z.T. bis zu haushohe Brocken vom Gletscher ab und krachen mit einem unheimlichen Getöse ins Wasser, zeitgleich lösen diese Eisriesen einen kleinen Tsunami aus, was für ein Schauspiel. Das Ganze passiert deswegen, weil der GletscHer noch immer "wächst", der Regen in den Bergen führt zu neuer Eisbildung und der Gletscher schiebt sich vorwärts. Der Moreno-Gletscher ist einer der ganz wenigen weltweit, die noch nicht von der globalen Erwärmung betroffen sind.

Mein Fotografenglück gibt was das Kalben betrifft heute nicht viel her, außer den für mich wirklich sensationellen Eindrücken und Bildern vom Gletscher selbst, aber sogar Kondore konnte ich wieder beobachten!. Ein Wehmutstropfen ist der ebefalls sagenhafte Preis, den man dafür berappen muß, man kommt mit der Busverbindung aus Calafate (ca. 90 km) und dem Eintritt plus evtl. Bootsfahrt auf umgerechnet etwa 80 Euro, nicht zu vergessen eine zusätzliche Übernachtung.

Nach gut zwei Stunden Ausharren mit der Kamera auf dem Stativ und Beschützen vor den starken eisigen Windböen bin ich ausgekühlt zum Parkplatz marschiert.

Abends habe ich mir dann ein richtig schönes argentinisches Steak gegönnt, lecker! Morgen also mit dem Bus nach Puerto Natales, für die meisten der Ausgangspunkt für die Wanderungen in den Torres del Paine Park. Gottseidank habe ich heute (!!!) alle meine Voucher zugemailt bekommen, Margarita von Miralejos in Puerto Varas hat mir versichert, sie hätte mir schon x emails geschrieben, ich hätte nie geantwortet, IT-Zeugs wieder. Naja jetzt ist alles gut (Anm. d. Red.: das dachte ich zu diesem Zeitpunkt wenigstens), noch schnell an der Rezeption ausgedruckt und auf 5 Tage Wandern und Übernachten im Zelt freuen!

2012/01/10

El Chaltén

El Chaltén - im Herzen von Patagonien gelegen und am Fuß des sagenhaften Fitz Roy Massivs,Was für eine Umgebung für Outdoor-Freunde, Wanderer, Kletterer, Gletschergeher, Camper... hier ist für jeden etwas geboten.
Deutlich kühler ist es geworden (auf Venusianisch: verdammt-saumäßig-eis-eis-eis-kalt!!), der Wind bläst zu dieser Jahreszeit eigentlich ständig und ziemlich stark, teils mit heftigen Böen. Die Lage des Dorfes ist sehr abgelegen, ausser den paar Geschäften mit Souvenirs, Outdoor-Zeugs, Restaurants und Hotels/Hostels gibts hier nicht viel mehr.

In charmanter Begleitung habe ich hier die Gegend um den Cerro Torre und Cerro Grande erkundet. Man läuft nur ein kurzes Stück vom Ort weg und befindet sich inmitten naja fast wilder Natur. Hier ist der "wilde" Flair etwas von den wirklich sehr guten Beschilderung der Wanderwege und Warnhinweise getrübt. Sogar ein riesengroßer Baum, der einer weggeworfenen Zigarettenkippe zum Opfer fiel wurde ausgeschildert... nicht zündeln also!
Ansonsten läuft es sich über wunderschön angelegte Wanderwege durch die windzerzauste und der Natur und den Elementen überlassenen patagonischen Natur.

Während der ersten Tour durchstreifen wir die vielen kleinen Wäldchen, entlang und mehrmals über den kristallklaren Rio Fitz Roy und erreichen am Ende wieder den Gletschersee Laguna Torre des Glaciar Grande, hier war die Wanderung zugegebenermaßen etwas anstrengender als die nachfolgende.
Am anderen Tag geht es hinauf zu den Lagos de los tres und über eine Art Hochebene mehrmals über die kleinen Gletscher-Flüßchen bis hinauf zum Gletschersee Glaciar Rio Blanco des Cerro Grande. Eine sehr schöne Wanderung in herrlicher Natur mit mehreren spektakulären Aussichten und Panoramablicken in die Umgebung und die majestätischen Berggipfel über uns. Das Wetter ist für diese Zeit typisch, den andauernden Wind habe ich ja schon erwähnt, in der Nähe der Gletscher ist er nochmal stärker und mit den Böen haut es einen fast vom Kamm herunter, man kann sich bald mit ausgestreckten Armen in den Wind hineinlegen und ein wenig das Gefühl von fliegenden Vögeln erahnen, aber eben nur fast :-) Zwischendurch nieselt oder regnet es bei vollem Sonnenschein dann ist es wieder windstill und im nächsten Moment graupelt es. Irre, alle Jahreszeiten, man braucht echt seine ganze Ausrüstung, das ganze Outdoor-Portfolio, echt cool!!! Ein wenig Stress ist es allerdings schon, ständig an-aus-ziehen, Mütze und Handschuh, egal, man macht's ja gern. Der Blick auf den Cerro Grande oder seine Nebengipfel bleibt uns ein wenig vorenthalten, da wie der Name schon sagt, er ständig in Wolken hängt, aber das ist eben das typischen und von daher nicht zwingend zu bedauern.

In El Chaltén wünsche ich mir, dann doch noch mehr auf verschiedenes verzichtet zu haben und dafür Zelt, Schlafsack, Kocher usw. dabei gehabt zu haben. Ein Paradies zum Laufen und Campen. Naja, wieder was gelernt und gedanklich laufen schon die Vorbereitungen für die nächste Reise...

Morgen, am 11.01.2012 geht's dann mit dem Bus in knapp 4h nach Calafate, benannt nach der gleichnamigen Beere, die ich übrigens schon im Tal der Cuevas de los manos gekostet habe, um dem Herrn Gletscher Perito Moreno einen Besuch abzustatten. Leider nicht mehr Zeit für die Gletschertour als nur der Nachmittag, "muß" ich doch gleich am nächsten Tag nach Puerto Natales um dann auf den Torres del Paine Trek zu starten. Ihr seht schon, voll der Stress!

2012/01/08

Mit dem Bus von El Bolson nach El Chalten

--- Zunächst einmal sorry: irgendwie klappen die Links mit den Bildern nicht mehr, Picasa scheint da ständig zu reorganisieren und dann "schtöllts ma den Blok aaf" :-) (Übersetzung: dann scheint der Blog nicht mehr zu funktionieren) ---

"Es war die unspektakulärste und langweiligste Bustour, die ich je mitgefahren bin" - wollte ich eigentlich schreiben. Aber nachdem wir gestern mit Verspätung endlich in El Chalten eingetroffen sind, muß ich meinen Post etwas abändern.

07.01.2012
Mit El Chalten Travel ging es in 2 Tagestrips zunächst von El Bolson nach Perito Moreno und am zweiten Tag nach El Chalten, am Fitz Roy Massiv. Am Morgen des zweiten Tages sollten die Cuevas de las Manos besucht werden. Hier kann man Höhlenmalereien bestaunen, die bis zu ca. 9000 Jahre alt sind.

Kurz nach der Abfahrt konnten wir noch einen Blick auf die aktuellen Brandherde werfen, die uns die letzten Tage "vernebelt" haben und uns zum Nichtstun gezwungen haben. Der gesamte Talkessel von El Bolson war in einer Rauchglocke eingehüllt. Ein gesamter Hügel war abgebrannt, Teile des Tales hinter dem nahen und im letzten Blog erwähnten Berges und Feuerwehrpräsenz war nicht wirklich zu sehen. Im Bus ein Schild: "Bitte nicht die Schuhe ausziehen, danke" - hm, warum wohl?? Die nächsten Stunden waren sowas von fad, die argentinische Pampa als "aufregend" oder "interessant" zu beschreiben wäre ein Witz! Flach, Strauch- und Buschwerk, Sand, Steine endlose Weite und die sagenumwobene Ruta 40 führt in weiten Teilen schnurstracks geradeaus. Man könnte meinen, mit etwas Einfallsreichtum an der Seite sowas wie Planken zu bauen, an denen sich die Autos mit so Haken führen lassen könnten, ähnlich Autopilot. Am Abend in Perito Moreno (das ist leider nur die Ortschaft, hat nix mit dem Gletscher zu tun) angekommen, gab es ausser Essen und Schlafen nichts zu tun, immerhin hatten wir wieder gut 12h in unserem Sitzfleisch.

08.01.2012
Am nächsten Tag ging es zunächst mit 4 anderen Personen im Privattransfer zu den Höhlenmalereien, später Treffpunkt mit dem Bus. Erstaunlich, daß so wenig die Chance nutzen, zumal die Höhlen extrem abgelegen liegen und sich kaum jemand bewusst hierher verirrt. Zumal man doch die wichtigste archäologische Stätte Argentiniens besuchen kann, außerdem hätte man den billigeren 24h Bus nehmen können, aber gut aber gu.
Ist schon erstaunlich, mit welchem Einfallsreichtum die Menschen auch damals schon gearbeitet haben. Die Malereien sind zu 99% nicht restauriert, sie sind so angebracht, daß die Sonne und Regen etc. sie nicht erreicht, somit kein Verblassen oder Abwaschen. Der "natürliche" Feind der Malereien sind z.B. Kot von den Vögeln die dort ab und an nisten oder eben auch idiotische Vandalen... Die Archäologen sind noch immer dort beschäftigt und versuchen die Malereien zu verstehen und die Wege und das Leben der vermutet ersten Menschen auf dem südamerikanischen Kontinent zu verstehen. Die Cuevas de las Manos wurden vor ca. 12 Jahren zum Unesco Weltkulturerbe erklärt. Nach der Führung haben wir von unserem Fahrer/Guide Eduardo eine Privatführung durch das Tal und den Canyon bekommen. Oh ja, der Canyon. Wenn man den Grand Canyon nimmt und das Zion Valley und einen Maßstab annimmt, sagen wir 1:18 dann bekommt man das Tal und den Canyon der Cuevas de las Manos. Wunderschön, ein kleines Paradies. Verschiedenste Tiere leben hier, u.a. auch Puma und Condor, letzteren durften wir kurz bestaunen, leider hat er nicht für meine Kamera posiert. Just in time haben wir den Bus erreicht.

Es ging die meiste Zeit über Holperpisten, die Max-Geschwindigkeit lag bei ca. 30 bis 40 km/h, also kurz vor dem Eintritt ein ein Raum-Zeit-Kontinuum-Loch. Und wieder Pampa, Pampa und ähhhh, ahja, fast hätt' ich es vergessen: Pampa. Gegen Abend begann es dann zu regnen und dann wurde es interessant. Der Bus fing das eine oder andere Mal an zu schlingern, wie das eben so ist, wenn sich Staubpisten von jetzt auf gleich in schmierige Seifenbretter verwandeln. An manchen Stellen waren in der Distanz einige Autos mit Warnblinkern zu sehen, na Mahlzeit. Irgendwie war ich es ja schon mal "gewohnt", also keine Aufregung in Sicht. Trotzdem, ich hatte keine Lust auf eine Nacht in der Pampa, 2,5h vor dem Ziel!
Aber, einmal mehr Respekt vor den Busfahrern. In kürzester Zeit waren die Ketten auf den Antriebsrädern montiert und die Fahrt wurde (trotzdem schlingernd) fortgesetzt. An manchen Stellen mussten wieder Autos regelrecht ausgegraben werden und die neue Strasse an manchen Stellen durchbrochen werden, um auf die zu dieser Zeit bessere alte Straße zu gelangen. Die Schlingerfahrt hat unser Fahrer mit Bravour gemeistert, no hay problema! Und mit ca. 2h Verspätung haben wir müde und hungrig unser Ziel erreicht. Mein Freund Jeroen hat mich ein um das andere Mal mit seinen extrem trockenen Kommentaren erheitert, ein Beispiel: während der Fahrt hat sich eine hübsche Israelin neben ihn gesetzt um sich mit ihren Freunden nebenan unterhalten zu können. Allerdings hat sie wohl nicht wirklich mit ihm konversiert oder sich zumindest vorgestellt. Nicht nett. Bei einem Halt mit Pinkelpause meint er zu ihr: "Hey, you were not allowed to take your shoes off!" - keine Reaktion, nur Luftschnappen, ich hätt' mich bald weggeschmissen!

Das Wetter ist nicht unbedingt Aussicht- oder kameratauglich, so hoffe ich auf ein bißchen Glück, daß ich in den nächsten Tagen Fitz Roy erkunden kann. El Chalten ist übrigens der Tehuelche-Name des Fitz Roy und bedeutet Feuergipfel oder rauchender Berg, da er andauernd in Wolken gehüllt ist.  Fitz Roy wurde er später vom Kapitän von Darwins Expitionsschiff getauft. Die Ortschaft selbst wurde 1985 eiligst von den Argentiniern aus dem Boden gestampft um die Besitzansprüche hier in Patagonien zu festigen.

Bis demnächst mit Berichten zu den Wanderungen hier und evtl. wenn die Verbindung gut ist, ein paar Bildern.

2012/01/02

Argentina - El Bolson

Chao Chile, hola Argentina!

Nach der schönen Woche in Llanada Grande ist es nun am 01.01.2012 Zeit geworden, wieder Land zu gewinnen. Der Transfer mit den Zodiacs über den See und die chilenisch-argentische Grenze hat terminlich nicht geklappt, ich hätte noch 4 Tage warten müssen. Nur schade, daß der Abschied von meinen lieben Gastgebern etwas eilig war, sie haben mir erst an diesem Tag eröffnet, daß nicht wie angenommen 2 Busse pro Tag fahren, sondern nur einer und der natürlich am Morgen. 10 Minuten Zeit zum Packen...tja und damit also wieder eine Busrunde zurück nach Puerto Varas in gut 6h, Übernachten und am nächsten Tag in 6h via Osorno (vorbei am aktiven Asche-spuckenden Vulkan) über die Grenze nach Bariloche, dort den nächsten Bus nach El Bolson geschnappt und nach weiteren 2-3h bin ich dann endlich im Hostel angekommen. 
Dort hat mich mein "alter" Freund Jeroen aus Holland schon erwartet, bekannt aus Pucon und der Vulkanbesteigung führt in sein Weg über die gleichen Sehenswürdigkeiten in den patagonischen Süden.

Am Dienstag dann Aufbruch zu einem 2-tägigen Hike in die umliegenden Berge, zunächst zum Refugio Hielo Azul und am nächsten Tag Besuch des Refugio El Cajon und zurück entlang des Flusses. Es war wahnsinnig heiß (für Marsianer) und wir haben uns mächtig abgeschwitzt, zeitgleich natürlich auch wieder geplagt von Tabanos, den Riesen-Pferde-Bremsen. Jeroen ist ziemlich gut im Fluchen und so hatten wir viel Spaß damit, die Fliegen, die Hitze, stachelige Büsche, Toilettenpapier und Israelis zu verfluchen. Ich hoffe meine gute Connection legt wie immer ein gutes Wort für mich ein (Insider...)  ;-)
Falls ihr es nicht mitbekommen habt: der Torres del Paine Park wurde vermutlich durch Unachtsamkeit eines Touristen (unter "heißem" Verdacht steht ein junger Israeli, der Toilettenpapier verbrennen wollte) in Brand gesetzt. Bis heute sind knapp 14.000 Hektar Wald abgebrannt und der Park war seit ca. 29.12. geschlossen. Mittlerweile ist er zumindest teilweise wieder geöffnet und die Dinge stehen nicht schlecht, daß ich doch noch dorthin kann. Fraglich ist, wie es dann dort aussieht, da größere Teile im Westen des Parks und der westlichste Teil des "W"-Treks gesperrt bleiben.
Die Nacht haben wir in einem sehr gemütlichen Refugio verbracht, zugegebenermaßen kann die Landschaft hier nicht mit der letzten mithalten, daher gibt es auch nicht annähernd so viel Beschreibung dazu :-) trotz allem war es natürlich sehr schön, hier zu wandern.
Am zweiten Tag ging es dann über nicht sehr Vertrauen erweckende Hängebrücken zurück nach El Bolson, die letzten 3 Stunden haben wir wieder ordentlich geflucht, nicht zuletzt, da der Weg echt bescheiden war. Nur eine Piste mit grobem Schotter und ordentlich Staub und ewig Auf und Ab, lt. den Erklärungen der Refugio-Leute sollte es den letzten Teil "nur noch bergab" gehen. Na Danke!
Abends gab es dann erst mal ordentlich Schmerzstiller aus der Flasche (leckerer Syrah) um auch meine "Wolf"-aufgeriebenen Oberschenkel zu betäuben.
Auch hier werden wir von einem Insendio heimgesucht, am Abend des Donnerstag sehen wir zum ersten Mal in ungefähr 5-10km Entfernung eine dunkle Rauchwand, die über den Wäldern und über dem dortigen Berg hängt. Das Rot des Feuers spiegelt sich in den Rauchschwaden wieder. Diese hängen bedrohlich nahe auch an den nahen Hausbergen und die gesamte Gegend ist einen milchigen Schleier getaucht. Jetzt wurde uns auch klar, warum das Wetter auf dem Rückweg unserer Wanderung so komisch war, irgendwie grau aber doch kein Schlechtwetter in Sicht....
Nach einem Tag Pause und Nichtstun habe ich auch gehört, daß ein Einheimischer das Feuer absichtlich gelegt haben soll. Die Regierung verweigerte ihm wohl die Papiere, die ihm nach langjähriger Besitzstandswahrung das Land, auf dem er lebt zusichern sollte. Naja, zumindest hat er jetzt wohl für die nächsten 20 Jahre ein sicheres Zuhause. Den Pausentag hat es sich prima nutzen lassen, um die Weiterreise ins Herz von Patagonien zu organisieren. Das war ein Haufen Arbeit, sind schließlich ziemlich alle Hostels in dieser Gegend überbelegt, durch die Leute die vom Torres del Paine ausgewichen sind. Die Weiterreise später in den absoluten Süden ist auch noch ein bisschen tricky, Bus, Fähre, evtl. 4 mal Grenzwechsel Chile-Argentinien, Argentienien-Chile, welche Busse fahren und wann überhaupt?

Morgen am Samstag, 07.01.2012 soll es in einer Zweitagestour mit dem Bus nach El Chalten gehen, dem Dorf, das dem Fitz Roy zu Füssen liegt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Eine Bestätigung für meine Torres del Paine Buchung habe ich leider noch nicht..hoffentlich klappt das mit der Voucherei-per-email-Taktik noch. Kein Voucher kein Torres del Paine.

Adios aus El Chalten!