2012/01/23

Puerto Williams - el Trek del Dientes de Navarino

Heute soll es also losgehen auf die 5-tägige Wanderung durch eine der lt. Reiseführer "atemberaubendsten Landschaften der Südspitze: der Circuito Dientes de Navarino (Rundweg über die Zähne von Navarino). Er führt über spektakuläre Wildnis aus blankem Fels und abgeschiedenen Seen. Die Empfehlung lautet immer, nicht allein zu gehen, sondern mindestens zu zweit, da so wenig andere Leute unterwegs sind bzw. keinerlei Infrastruktur anzutreffen ist. Ein echter Traum-Trek also.

19.01.2012 Tag 1
Voll vorfreudiger Aufregung starte ich spät gegen 1100h meine Wanderung in die Wildnis der Berge von Navarino. Die UV-Strahlung ist sehr hoch, man muß trotz ständig wolkenverhangenem Himmel und Nieselregen Sonnenschutz auftragen. Anfangs noch über Schotterpiste, vorbei an der Marienkapelle geht es ca. 2h sehr steil durch einen Wald hinauf auf den ersten Gipfel mit der chilenischen Flagge, dem Cerro Bandera. Die gut 15 Kg Gepäck wollen gerne getragen werden! Am Cerro Banderaauf 550m bläst der Wind eiskalt und recht stark, da ich ziemlich geschwitzt habe, friert es mich recht schnell und ich benötige meine ganze Outdoor-Ausrüstung. First layer, Wind protection, Hardshell - da freut es doch alle Outdoor-Ulis, oder? Nach weiteren ca. 2h ist die Laguna del Salto auf 480m erreicht, mein Tagesziel. Der Abstieg ist supersteil über einen Schotterhang und erfordert nochmal alle Kraft und Aufmerksamkeit. Aber mein Campingplatz ist bald erreicht und mein Heim für eine Nacht fertig. Auf dem Weg habe ich 4 Leute getroffen, 2 amerikanische Tageswanderer und 2 weitere Amerikaner, die nach einer Nacht auf dem Cerro Bandera bei völligem Nebel umgekehrt sind. Gute Entscheidung in dem Fall (ich treffe sie später im Hostel wieder). Am späten Abend trudeln dann doch noch 2 weitere Wanderer ein, ein Trekkingpäärchen aus der Schweiz! Woher sonst, oder? :-) Ich hatte zwar schon gegessen, wurde aber nochmal von ihnen eingeladen. Die beiden sind echte Luxus-Camper, es gab Rotwein, Pasta mit Käse, Gewürze - die beiden hatten alles am Start!

20.01.2012 Tag 2
Die Idee, den Sonnenaufgang gegen 0500h einzufangen war ein Misserfolg, es gibt überhaupt nur wenig Sonnenstrahlen und wenn, dann springen wir direkt den erhellten Flecken hinterher um auch ein bißchen Wärme einzufangen. Das Wetter ist schwierig zu beschreiben, die Winde sind eiskalt und teils recht böig, in der Sonne ist es angenehm, aber kaum ist die weg, friert man superschnell aus. Schweißtreibende Aufstiege machen es zunehmend schwieriger und ständig ist man am Anpassen der Kleidung: Mütze, Handschuhe, Schal, Windstopper, Hardshell... dann nieselt es wieder mal zwischendurch, gleichzeitig Sonne. Gegen 1000h  sind meine langschlafenden Freunde dann auch soweit und wir marschieren los. Es geht gleich wieder steil hinauf zum Paso Primero auf 695m, ein schönes Hochtal mit sehr interessanten Gesteinsformationen. Weiter geht es zum Paso Australia auf 805m, die Winde sind superstark und vorbei an der Laguna del Paso zum Paso de los Dientes. Hier zeigen die Dientes de Navarino im wahrsten Sinne ihr Gesicht - Zähnefletschen! Aber voll guter Laune steigen wir wieder ab, vorbei an schönen kleinen Seen und sind prompt falsch gelaufen! Dank des GPS von Holger finden wir aber mit einer guten Stunde Verspätung den Weg wieder. Nach einer kleinen Durchschlage-Übung sind wir wieder on-track. Die Laguna de los Dientes und den Lago Escondida passierend, campiere ich schließlich am Fluß und Bieber-Damm-Bauwerk. Nach einer gemeinsamen Pause ziehen Barbara und Holger jedoch weiter, da sie nur 4 Tage Zeit für den Trek haben. Also Abschied nehmen von "Bruna" und "Wikiholger" - mein neuer Spitzname von den beiden für mich ist "bayerischer Ötzi-Bär". Hm.
Waschen im Lago: brrrrrrrrrrrrr, aber hinterher sehr erfrischend. Übrigens haben wir wohl mit unserem Verlaufen unseren all-time südlichsten Punkt der Erde erreicht, wir hatten Sicht auf die Islas Wollaston und somit das Kap Hoorn, südlicher geht es unter normalen Umständen nicht mehr!

21.01.2012 Tag 3 (und 4)
Eine unruhige Nacht, es hatte sehr viel Wind, der an meinem Zelt gerüttelt hat, aber alles ok - ich habe was stabiles gekauft. Ich bin früh los, gegen 0845, ob ich die beiden anderen noch einhole? Nach ca. 1,5h habe ich den Paso Ventarron auf 696m überwunden und laufe zum Lago Hermosa ab. Dort sehe ich tatsächlich das Zelt von Holger und Barbara, gerade geht der Reißverschluss auf - Guten Morgen! Wir trinken zusammen echten Kaffee, hmmmm, nur leider habe ich meine Tasse entweder im Hostel oder im Laden vergessen und muß aus meiner Spezialflasche heraus trinken. Kurz nach 1100 starten wir und nach weiteren 1,5h ist schon mein eigentliches Tagesziel nach dem Paso Hermosa, die Laguna Hermosa erreicht. Schneller Entscheid: weiterlaufen, sonst wäre es wohl stinkfad gewesen. Also nehmen wir gleich den Tag 4 in Angriff. Nach einigem Auf und Ab ist der Paso Virginia an der Reihe, ein harter Aufstieg. Oben auf dem Pass angekommen laufen wir über eine schier endlos lange Passage aus groben Steinen, immer von Steinmännchen zu Steinmännchen, jedes ein paar hundert Meter vom anderen entfernt, man meint, man läuft auf dem Mond und kommt nicht mehr an. Meine Wanderkompanions kämpfen mit der Motivation, beide hängen ziemlich durch und laufen im Hungerast, aber es ist ja nicht mehr weit. Der Abstieg zur Laguna de Los Guanacos ist extrem steil und verläuft über einen groben Schotterhang unterhalb eines gefährlich rumhängenden Schneehanges unterhalb des Grates. Gut, daß wir nebendran runterlaufen. Vorbei am Lago de los Guanacos erreichen wir nach insg. 9,5h unser gemeinsames Ziel des eigentlichen Tag 4, die Laguna de las Guanacas (diesmal die weiblichen) und campieren dort.

22.01.2012 Tag 4
Nach einer sehr unruhigen Nacht brechen wir nach gemütlichem Frühstück um 1100h auf. Der Wind hat brutal am Zelt gerüttelt und trotzdem, daß mein Zeug nicht von Vaude ist, ist am Morgen noch alles in Ordnung. Ich hoffe Hubsi wird es mir nachsehen .-)
Eigentlich geht es nur noch bergab, gottseidank macht mir mein "Wolf" nicht mehr so zu schaffen wie am Ende des gestrigen Tages, autsch! Nicht so schlimm. Eine gute Stunde kämpfen wir uns durch den von umgestürzten Bäumen kaum zu bewandernden Wald. Diesmal erinnert es sehr an die Bear Grylls Geschichten, das GPS muß uns dann doch nochmal auf den richtigen Pfad zurückführen und nach insg. 3h erreichen wir die Straße in Richtung Puerto Williams, das sind dann nochmal gut 8km. Aber dank dem "heißen" Daumen von Barbara werden wir prompt von einem Auto mitgenommen und sind gut 15min später in Puerto Williams angekommen und genießen italienische Küche bei Mateo.
Im Hostal wird mir mitgeteilt, daß ich entgegen den Versprechungen das Hostal wechseln muß.

23.01.2012
Im Hostal treffe ich wieder auf Josh und Rychelle aus den USA, die beiden sind mir bereits am ersten Wandertag entgegenkommen, sie haben aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen. Sie hatten wohl beide jeweils gut 5 Kilo zuviel im Rucksack, ich wurde sogar noch mit jeder Menge übrig gebliebenem Porridge, Granola Bars, einem Fertiggericht und Thunfisch beschenkt. Beide sind sehr sympathisch und wir haben einen sehr angenehmen Abend und ich habe eine weitere Einladung in die vereinigten Staaten, sollte ich mal nach Seattle kommen :-)
Mein Rückflug-Ticket für morgen nach Arenas geht klar, somit habe ich meine kompletten Puffertage als verfügbare Zeit hinzugewonnen und kann 5 Tage in Punta Arenas verplanen, bis ich am 30.01. auf die Ostereierinsel düse.

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