2011/12/15

Santiago de Chile - clases de espanol

Nach einer sehr entspannten und absolut unspektakulaeren Fahrt bin ich also wieder mal ueber Nacht in Santiago angekommen. Dank der Verdauungstrakt-beruhigenden Medikamente ging das ohne Zwischenfälle von statten. Leider fuehrt das ueber einen laengeren Zeitraum zu anderen Problemen, zum einen wird einem irgendwann relativ schnell unheimlich schlecht und irgendwann muss man dann doch mal.... Jetzt habe ich mich echt genug damit rumgeschlagen, also nachdem die Unterkunft bezogen ist zum Arzt! Meine Idee war ja, aufgrund des gewissen Spanisch-Frustfaktors, der nach 4 Wochen und null Verbesserung aufkam, so eine Art "Nachsitzen" einzulegen.

- Disculpe me, maestro. Mea culpa, yo no fui un buen estudiante -
:-)

Das hatte ich bereits in San Pedro klargemacht und auch wieder ein bißchen kurzfristig zugesagt. Nach der Ankunft bei meiner Gastfamilie und bei der Mama de la casa Patricia habe ich mir erstmal ein bisschen im sehr nahe gelegenen Zentrum die Beine vertreten. Santiago ist mir eine äußerst sympathische Stadt! Im Zentrum viel Trubel, unheimlich viele Sehenswuerdigkeiten, und das praktisch überall in der Stadt, die Leute sind modern, sehr bunt und sehr tätowiert (das ist mir einfach nur aufgefallen), man raucht hier viel mehr als anderswo, auch in den Restaurants und Kneipen, aber trotzdem verspürt man als Extranjero jederzeit eine willkommene Atmosphäre. Leider können auch die Chilenen auch auf Nachfrage nicht besonders gut langsamer sprechen, nur lauter :-) was nicht wirklich hilfreich ist. Angeblich sei das ein Thema der Kultur, die ja sprachbezüglich nicht so alt sei, wie z.B. die in Europa oder auch Deutschland... ?
Am Montag also Schulbankdrücken, das Sprachinstitut ist ein vom Reiseführer empfohlenes und diesmal kann ich guten Gewissens sagen, daß es das auf alle Fälle wert ist. Ein sehr herzlicher und freundlicher Empfang und eine große Hilfsbereitschaft haben es mich dort sehr wohl fühlen lassen. Meine "Klassenkameraden" sind bunt gemixt, im wahrsten Sinne des Wortes, 2 Chinesen: Tracy und Kevin (!), Claudius aus dem Kongo, Augustinus aus Indonesien - beide angehende oder bereits seiende Priester, Rita aus Brasilien und Amy und Ryan aus England. Level intermedio. Unfairerweise hatten sie schon viel Vorsprung, d.h. Preterito imperfecto und Preteritum perfecto simple (für die Fachleute unter den Lesern) hatten sie gerade letzte Woche durchgenommen. Mist! Das wär's ja gewesen, egal, muß ich eben nachholen. Der Unterricht die Woche über hat viel Spaß gemacht, da das pure Grammatik-Pauken durch viele Konversationen und vielen Fragen aus dem täglichen Leben aufgelockert wurden. Siehe da, allen geht es relativ ähnlich, die Sprachgeschwindigkeit der Einheimischen stellt fast das größte Problem dar, aber ziemlich sicher geht es Touristen oder Ausländern generell in Deutschland genauso.
Am Donnerstag Praxis-Unterricht: wir haben einen biographischen Film über Violeta Parra gesehen, sie ist eine der wichtigsten und größten Künstlerinnen, Sängerinnen und Dichterinnen der neueren chilenischen Geschichte. Eine sehr beeindruckende Persönlichkeit in einer Zeit mit enormer politischer Unterdrückung und Repressalien gegenüber Andersdenkenden.
Am Freitag dann eine Exkursion zur Isla Negra - ätsch bätsch, ist keine Insel, heißt nur so. Dort hat ein ebenfalls für Chile sehr bedeutender Künstler und Poet gelebt, Pablo Neruda. Sein äußerst sehenswertes Anwesen wurde nach seinem Tod zu einem Museeum umgebaut und ist seitdem sicher der Traum eines jeden Besuchers, solch eine "Villa" und Anwesen direkt am Meer zu besitzen.

Noch ein Wort zu meiner Unterkunft. Ich bin am Rande des Zentrums untergebracht, 2 Minuten Gehzeit zur Metro, genial. Man bezahlt 1x und kann unbegrenzt rumfahren, da man bereits oben am Eingang sein Ticket wieder in so einen Kasten steckt und danach keine weiteren Kontrollen mehr sind. Die Mama de la Casa Patricia ist eine ältere sehr charmante Frau und besitzt eine ordentliche Portion Humor. Allerdings ist sie was das Sprechen betrifft eine ziemliche Herauforderung, da sie das typisch chilenisch natürlich sehr schnell macht und gern mal die Enden der Wörter oder auch z.B. die "s" in den Wörtern weglässt. Die Erklärungen für die Konversationen dauern natürlich an und enden öfters mal in lustigen Missvertändnissen. Ebenfalls an Bord ist ein kleiner, weisser Hund, der Mc Fly heisst. Wer "Volver en el futuro" kennt, kennt den Namen ja zur Genüge. Ich könnte mich dauernd wegschmeissen, wenn sie mit ihm schimpft. "No molesta la gente Mc Fly!" und er kläfft halt doch so oft und so lange er will. Patricia hat mir auch einen 10-minütigen Dokumentarfilm gezeigt, "Der Tag an dem Pinochet starb" hieß er. 2006 ist das bei uns mehr oder weniger als Randnotiz wahrgenommen worden, erinnere ich mich wenigstens. Hier in Chile hat die Nachricht bei den Leuten wie eine Bombe eingeschlagen und das ganze Land hat gefeiert, als ob sie zum ersten Mal Fußball-Weltmeister geworden wären. Die Bilder im Film haben jedenfalls daran erinnert. Ah ja nochwas, so leid es mir tut, aber eines wissen Peruaner und Bolivianer definitiv nicht: was man mit Schokolade anfangen soll. Hier in Santiago habe ich zwei der besten Kuchen und Torten ever genossen! Nichts mehr hinzuzufügen. Übrigens kommt bei mir noch keine rechte Weihnachtsstimmung auf, das ist schon ein bisschen komisch. In den Geschäften hängt zwar ab und  zu eine "Feliz navidad"-Werbung und es steht mal ein Christbaum rum, aber der hype wie in Deutschland und Anreinern existiert hier nicht, wie erholsam.

Jetzt heißt es dann gut planen, die Tage in Patagonien wollen wohl überlegt sein, da die An- und Abreise je nachdem wo man ist, nicht so einfach ist, da z.B. die Busse tief im Süden nicht mehr mit der gleichen Frequenz unterwegs sind. Da wird man wohl auch mal mit der Fähre oder dem Schlauchboot irgendwohin geshuttelt.

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