2011/12/30

Valle Río Puelo - Llanada Grande

Heute, am 27.12.2011 also endlich Aufbruch nach Patagonien, geografisch gesehen so ziemlich der nördlichste Teil. Tal des Río Puelo - Llanada Grande.

Ein Stück "Arbeit" liegt vor mir: Bus von Puerto Montt nach Puenta Canelo (keine Ortschaft!!!) an den Lago Tagua Tagua. Hier gibts nur einen Kiosk und den Kiesstrand. Von hier zu Fuß auf die Fähre und über den See nach Punta Maldonado, hier in einen Microbus oder Colectivo und weiter über die gravel road bis Llanada Grande, wo ich von meinen Gastgebern Blanca und Sergio Egger abgeholt werden soll. Hm, ist schon was anderes hier, kaum Häuser, keine Autos, ständig irgendwelche azurblauen und smaragdgrünen Seen, Berge in den verschiedensten Höhen mit Schnee obendrauf, Taleinschnitte, Wasserfälle...echt ätzend :-)))
Tatsächlich lande ich in einer der schönsten Unterkünfte, die ich jemals besucht habe. Blanca und Sergio haben ein Gästehaus aus Zypressenholz (eigenlich sind hier alle Häuser aus Holz und eben aus Zypresse gebaut), innen total schnucklig, warm und freundlich und sehr hochwertig eingerichtet. Die Bilder, die ich mit einem besseren Internetanschluss hochlade, zeigen Euch das dann. Es gibt sogar eine kleine Weinbar :-) Interessanterweise werde ich hier von früh bis spät bekocht, das war mir gar nicht klar beim Buchen über email. Tja, soviel zu "Oje Alex, da (in Südamerika) kriegst Du bestimmt nix gescheites zum Essen und magerst ab!". Tatsächlich habe ich hier, lt. den Leuten die ich später getroffen habe, zwei der sympathischsten Gastgeber gefunden, die gleichzeitig auch noch mit am Besten für ihre Gäste kochen und wirtschaften: Campo Eggers - hier ein kleiner Vorgeschmack von der Gegend um Llanada Grande via google-Suche: (Bilder von Llanada Grande) ,wartet mal auf die Bilder :-)

Die Gegend ist ein einziger Traum: von meinem Zimmer (oder auch von der Toilette aus) habe ich Blick auf einen Wasserfall, mit diesem wird normalerweise der Strom für die Gegend erzeugt, allerdings fehlt ein Teil in der Rohrleitung und somit ist wieder alles "wie früher". Im Fall von Blanca und Sergio heisst das: sie haben eine eigene Stromerzeugung, einen kleinen Generator, der per Wasserkraft über ein Holzrad und einen Lederriemen angetrieben wird. Somit sind sie seit ca. 10 Jahren autark. "Ja und vorher?" frage ich Sergio. "Na mit Kerzen, was sonst?" Okee, das wirft jetzt ein anderes Licht auf das Ganze (email, Internet, Telefon) :-) Sogar die Straße vom See hierher sei erst seit ein paar Jahren fertig, Sergio hätte erst den Führerschein gemacht (ich schätze ihn auf Ende 50), vorher war und ist immer noch das Pferd Hauptverkehrsmittel.

Es ist ähnlich wie in dem Film über das Cochamó-Tal, eine einsame, naturbelassene Gegend, man nimmt sich hier nur das, was man braucht. Auf einer Kayak-Tour mit Freunden von Blanca (Stromschnellen bis Klasse 4, hähähä) konnte ich diese einmalige Natur geniessen. Ich kann euch das leider nicht so wiedergeben. Man ist auf dem Fluß, an manchen Stellen, sieht man metertief bis zu den Steinen hinunter. Dann wird der Fluß blau, dann wieder grün und milchig-türkis, aufgrund des Gletscherwassers. Er fließt vorbei an dichten Wäldern, umringt von der sagenhaften Berglandschaft, nur hier und da ein Häuschen und somit offensichtlich auch Leute, dann wieder eine Lagund mit ruhigem Wasser. Einfach ein Idyll und Paradies - kaum zu glauben, daß die chilenische Regierung zusammen mit spanischen Energie-Investoren plant, das gesamte Tal zu sperren und zu fluten, um mit Hilfe eines Damms genug Energie für das gesamte Land und die energiehungrige Minen-Industrie im Norden zu erzeugen. Was für ein Verbrechen.

Die Leute hier sind einmalig, Gastfreundschaft überall, es ist, als ob Du Tante und Onkel nach einer sehr langen Zeit besuchst. Auch die Jungen, z.B. Lolli und Andres von Correntino Expediciones sind total herzige Leute, die einen in ihr Haus einladen, zum Essen nach der ersten ruhigeren Tour und zum Ausruhen (Schlafen in meinem Fall) vor der nächsten Tour (sie meinten: "The real stuff!"). Gigantische Kayak-Tour, ich hoffe sie laden die Fotos auf Facebook hoch, sie hatten eine wasserdichte Kamera dabei.

Immer wieder mal trudelt jemand bei den Eggers ein und lädt mich dann zu sich in sein Haus ein und um sein "Grundstück" zu begutachten. Unglaublich. Im Schnitt hat man hier wohl so um die 50-100 Hektar, der Campo Egger ist so um die 220ha groß - d.h. man kann derzeit 1 ha für umgerechnet 70 EUR kaufen.... ist jemand dabei?? Es ist tatsächlich schwierig zu begreifen, wenn man die Stadt, die Infrastruktur und das alles gewohnt ist, aber es ist ein wunderschönes Stückchen Erde hier. 5 Sterne von 5 plus 1 extra würde ich sagen. Gestern wurde ich vom chilenischen Botschafter und seiner Familie in sein Haus eingeladen, sein kleines Grundstück mit knapp 70ha haben wir nur ansatzweise erwandert :-) Dort hat mir seine Frau Margarita viel über die südamerikanische Kultur der Indios erklärt und nebenbei "aus der Hand gelesen". Stand nicht viel drin :-))) nein, quatsch, war ein sehr lustiger und interessanter Abend mit ihnen. Ihr Mann Miguel ist gelernter Anwalt, ich nehme an, deswegen war es für sie sehr einfach Land zu erwerben, für den Kampf gegen die Energieindustrie ist ein Menschenrechtsexperte wohl sehr hilfreich.

Zur Zeit gibt es die regelmäßige Tabanos-Plage, von Mitte Dezember bis Mitte Januar saugen einem halb-Daumen-große Bremsen das Blut aus dem Körper, es sind so viele, daß wenn man beim Wandern ein wenig stehen bleibt, man kein Bild machen kann, weil es vor der Linse nur so schwirrt. Klar, daß die einen in der Zeit auffressen, oh, und Anti-brumm hilft nix!!! Nur Töten oder Essen. Das machen die Locals hier gerne wie z.B. die wilden Kerle vom Kayak-Fahren, fangen ein Tabano, reißen das Hinterteil zur Hälfte ab (da ist dann so was schwarzes schleimiges wie bei den Shrimps dabei), quetschen was klares, durchsichtiges heraus und lutschen das dann. Ist wie Honig, ich hab's probiert. Das schmeckt so, sagen die, weil das das weibliche Geschlechtsteil wäre. Die Frage, wie denn dann die männlichen schmecken würden, haben sie grinsenderweise offen gelassen.
Mahlzeit!

So genieße ich gerade meine Zeit hier und schreibe demnächst wieder ein update.

1 Kommentar:

  1. Hallo Alex, wir kaufen 10 ha. Wir überweisen dir das Geld sofort!!!
    Lass uns gemeinsein ein Intiative zur Rettung des Tales gründen!!!
    LG Katharina

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