2011/11/20

Manu Nationalpark oder "Das Dschungelbuch" oder "Holt mich hier raus..."

04:45 Uhr: es geht los in den Dschungel, nach einer kleinen Staerkung wird das Auto mit allem moeglichen Zeug beladen und Urs und ich steigen zusammen mit dem Guide Javier, dem Koch Luis und dem Fahrer Raiz ein um die anderen aufzupicken. Gestern sind zusaetzlich noch Martin aus Berlin, Melanie aus London und Frederique aus Amsterdam dazugestossen. Super, dann wird es sicher nicht langweilig.

Der Grobplan sieht so aus: 2-taegige Anreise mit Kleinbus und Boot in die Maquisapyoj Lodge, unserem Stuetzpunkt inmitten des Dschungels. Von dort aus 4 Tage lang Wanderungen, Ausfluege, Tapir-Spotting, Macaw- und Parrot-Lecke und Riesenotter-Spotting und und und. Die Rueckreise wird ebenfalls 2 Tage betragen. Die Details folgen weiter unten.

Beim Fruehstueck in einem kleinem Quechua Dorf lernen wir uns ein bisschen kennen, die Gruppe passt wie die Faust aufs Auge zueinander. Auf dem Markt kaufe ich mir dann Recycle-Sandales fuer nur 10 Sol, da ich keine Badelatschen habe. Die Dinger sind was besonderes, sie sind naemlich aus alten Reifen hergestellt und original Schustermaessig zusammengenagelt, sogar die Sohle hat ein handgeschnitztes Profil. Echt stark!
Auf dem Weg der uns ueber 4000m hohe Paesse fuehrt besuchen wir noch die prae-inkaischen Friedhofs-Ruinen von Ninamarca, mit alten Rundgraebern aus etwa bis 2m hohen Tuermen. Nach einem weiteren Stop in Paucartambo, dem Heimatort der weltbekannten "Tres Campesinos", versorgen wir uns noch mit Pisco und Sprite, fuer ein Pisco Sour Derivat - man weiss ja nie. Urs und ich haben insg. 18 kleine Bierchen dabei, das sollte als fuer ein oder zwei Abende reichen. Man will sich ja nicht betrinken! Nach einer guten Fahr erreichen wir den offiziellen Eingang des Manu Nationalparks (MNP), dies ist gleichzeitig die Nebelwaldgrenze, ca. 3500m hoch gelegen. Die Vegetation und damit auch die Tierwelt wird sich jetzt stetig aendern, da wir ab sofort nur noch bergab fahren, bis auf etwa 200 bis 300m ueNN, wo der Regenwald beginnt. Unser Guide erklaert uns hier, wie der Kreislauf des Wassers hier in diesem Gebiet funktioniert, ein perfektes Oekosystem.
Am Nachmittag erreichen wir die auf dem Weg gelegene Beobachtungsplattform der "Cock of the Rock Lodge" nahe San Pedro. Der Cock of the Rock oder Gallita de las Rocas oder Andenklippenvogel ist ein ganz besonders auffaelliger, grell-orange-roter Vogel, der ein besonderes Balzverhalten hat. Ueberhaupt sieht der sehr ulkig aus, da man kaum den Schnabel ausmachen kann vor lauter Kopffedernpracht. Das Besondere ist, dass er nur in dieser Gegend und Hoehenlage vorkommt.
Am Abend erreichen wir die auf ca. 1000m gelegene Bamboo Lodge, unser erster Uebernachtungspunkt. Die "Zimmer" sind richtige Huetten, alle auf Holzpfaehlen gebaut und richtig gemuetlich gemacht. Luxus ist hier, Elektrizitaet und Wasser (also dass welches da ist, nicht heiss oder so) und eine Toilette und ein Moskitonetz. Aber die Geraeusche aus dem Wald sind eine Schau und nur selten hoert man ein Fahrzeug, es ist eine echte Erholung und spannend mal so die naechsten Tage zu schlafen und die Dschungelatmosphaere zu geniessen.
Wir haben in einer Gruppe von 6 Personen 4 Vegetarier und nur 2 Fleischesser, das waere sehr selten meint Javier :-)

21.11.2011
Um 0430h geht es schon frueh los, nach einem kurzen Fruehstueck verlassen wir die Lodge und sind nach knapp 2h in Atalaya, wo wir ins Boot umsteigen und Mario, der Bootskapitaen und Pachita, sein Maat, zur Gruppe dazustossen. Ab jetzt sind wir ca. 8 Stunden unterwegs, bis wir unseren Stuetzpunkt, die Maquisapyoj  Lodge errreichen werden. Die Bootsfahrt ueber den Rio Madre de Dios ist wahnsinnig entspannend, es gibt keine Strassen mehr (jedenfalls sehen wir keine), nur vereinzelt sehen wir Haeuser oder Doerfer. Und staendig umgibt uns die Atmosphaere aus dichtem Regenwald, entfernten Regenfaellen, Sonne, Wolken und der unglaublich breite Fluss, der zunehmend anschwillt. Javier sagt, 20 Prozent des Amazonas Rivers werden aus disesm Fluss gespeist, das ist eine ganze Menge wenn man bedenkt wie lang der Amazonas ist. Wir geniessen die Bootsfahrt im kuehlen Wind und mit ein bisschen Gischt und sehen immer wieder mal die ersten Voegel oder Tiere am Flussufer, die wir sofort mit den Fernglaesern unter die Lupe nehmen. Javier erklaert uns jedesmal geduldig saemtliche Namen in verschiedenen Sprachen der Tiere und welche Besonderheiten sie aufweisen. Ueberhaupt ist er wahnsinnig gut ausgebildet, hat ein super scharfes Auge und ist sowieso ein total sympathischer Typ.
Am spaeten Nachmittag erreichen wir unsere Lodge und tragen die Sachen ein gutes Stueck ueber einige Stufen den Berg hinauf. Wir beziehen wieder unsere einfachen aber schoenen Quartiere, die wieder auf Pfaehlen in Holzbauweise errichtet sind. Wir haben wieder kaltes Wasser, Dusche, Toilette. Aber keinen Strom sondern Kerzen, wie romantisch!
Im beginnenden Sonnenuntergang machen wir uns zur ersten Nachtwanderung auf und koennen verschiedene Affen, Macaws (das sind die Aras, die widerum keine Papageien sind), eine ziemlich grosse Wolfsspinne und die Tailless Wip Scorpion Spinne bewundern. Es ist saumaessing schwuel und heiss, meine tolle Uhr meint es hat noch knapp 30 Grad, ich schaetze mal 100 Prozent Luftfeuchte. Trotzdem macht es unheimlich Spass, alles moegliche zu entdecken. Wir sehen Unmengen an Ameisen, wie die Blattschneide Ameisen, die in endlos langen und sogar mit Kreuzung versehenen Strassen die Blaetter, die sie von so einem Urwaldriesen schneiden in ihren Bau tragen. Die Beldadenen in die eine Richtung, die "leeren" Ameisen in die andere Richtung. Es gibt auch viele Bull-Ants, die Riesen Ameisen, ca. 4-5 cm lang, deren Stich und Biss waere kein Spass, da einem das Gift unheimlich Schmerzen bereiten wuerde und die Ameise gleich mehrmals zustechen wuerde. Toedlich, so Javier, sei das aber nicht. Also gut. Ein Nashornkaefer und eine riesige Wespe ist uns auch ueber den Weg geflogen.

22.11.2011
Es geht saumaessig frueh um 0400 los, weil wir sehr zeitig an der Macaw-Lecke sein wollen, also ohne Fruehstueck rein ins Boot und los. Nach ca. 1h Fahrt und gut 30 Minuten wandern erreichen wir die Beobachtungsplattform. Es ist was Besonderes, weil hier bis zu 50 oder mehr Tiere zu beobachten sind. Die Voegel essen den Lehm, da sie mit den Mineralien (vermutlich) Giftstoffe von den Fruechten, die sie waehrend der Trockenzeit essen muessen verarbeiten koennen. Ueberall in den Baeumen haengen sie rum, putzen sich, spielen miteinander und machen viel Gesang. Wir werden mit leckerem Fruehstueck versorgt, das auch viele Fliegen, Termiten usw. anlockt. Waehrendessen kommen die Voegel zum Lehm und essen auch. Wow, so viele schoene Tiere auf einem Haufen! Gruen-gelbe Macaws, Scarlet-Macaws und sogar ein sehr schoener Blau-gelber Macaw sind dabei, ringsrum, jede Menge gruen-farbenener Papageien, die aber nicht zum Lehm essen kommen, sondern wieder abschwirren.
Nachdem wir uns sattgesehen haben, gehts zurueck zum Boot und an einen See um Otter zu spotten. Das machen wir aber von einem Katamaran aus. Das Glueck Otter zu sehen bleibt uns aber verwehrt. Wir sehen aber jede Menge anderer Tiere, z.B. verschiedene lustige und bunte Enten, Reiher, den bunten Paradiesvogel, Kormorane, deren Gefieder nicht selbsttrocknend ist und die sich immer mit ausgebreiteten Fluegeln hinstellen muessen, Ibis und den Tuqui Tuqui, meinen Lieblingsvogel. Der laeuft auf den Wasserlilien herum und wenn er wegfliegt macht er das mit grossem Geschnatter, das sich wie ein dreckiges Lachen anhoert. Super! Javier erklaert uns jedesmal unheimlich viel, zuviel um alles zu behalten. Spaeter sehen wir auch wieder Affen in den Baeumen am See. Auf dem Katamaran gibts Lunch, es ist unheimlich idyllisch und superschoen, wenn wir auch in der prallen Sonne sitzen. Dank meines Faktor 80 LSF und Hut ist das aber kein Problem, sogar Faktor 90 habe ich in den Apotheken schon gesehen.
Spaeter versuchen wir uns im Fischen, Javier hat irgendwo einen Haken und eine Schnur gekauft, Marion hat Fleisch dabei. Fleisch?? Jaja, wir wollen ja auch Piranhas fangen. Achso, na dann ist ja gut. :-) Ich darf natuerlich auch mal, Koeder dran, den Haken ins Wasser....nach 2 Sekunden zappelt tatsaechlich was! Es ist aber kein Piranha, sondern was anderes nur Handflaechengrossen Fischchen, Mario meint, das sei ein guter Koeder fuer einen groesseren Fisch aus dem Fluss. Danach habe ich kein Glueck mehr, die Fische fressen aber tatsaechlich innerhalb von Sekunden das Fleisch vom Haken, unheimlich. Javier und die anderen, auch Martin, ziehen kleinere Piranhas, handflaechengross heraus und wir koennen die Zaehne ehrfuerchtig anschauen. Wir lassen aber alle wieder frei, da zu klein zum Essen, ueberhaupt, sind ja mehr Vegetarier.
Nach dem See und der Ottersuche und dem Fischereiabenteuer sind wir zurueck am Dock. Dort liegen am Rand zwei schwarze Kaimane im Wasser, die sind aber nicht so gross, also keine Gefahr im Verzug.
Vom Dock aus wandern wir zur hoechsten im MNP Beobachtungsplattform, diese ist 46m hoch und wird ueber einen Metallturm auf der Baumkrone erstiegen. Die Aussicht ist fantastisch, in der Ferne sehen wir ein Gewitter aufziehen und beschliessen nach einer halben Stunde aufzubrechen, da der Wind schon extrem aufgefrischt hat. Wir fahren zur Lodge zurueck und geniessen den kuehlenden Tropenschauer. Waehrend der Bootsfahrt erspaehen wir am Flussufer zum ersten Mal Capybaras, das sind total suesse Wasserschweine. Sie sehen wie Mini-Hippos oder aufgeblasene Meerschweinchen aus und gehoeren zu den Nagern. Die sind sehr scheu und bald im Dickicht verschwunden, aber lieb sind die!
Wir essen wieder frueh zu Abend und gehen gegen 1830h auf eine Nachtwanderung. Die Nacht an der Tapir-Lecke scheidet aus, da dort zuviel Wasser steht und die Tapire dann nicht hinkommen. Waehrend der Wanderung sehen und vor allem hoeren wir wieder viele fantastische, nachtaktive Tiere und Insekten. Wir haben eine total abgefahrene musikalische Untermalung. Es gibt sogar phosphoriserende Pflanzen, das heisst die leuchten im Dunkeln von selbst! Das ist Wahnsinn. Ich meine es ist nicht so wie im Film Avatar, das unglaubliche ist fuer mich jedenfalls, dass so ziemlich alles in Avatar dem Leben im echten Urwald entspricht. Natuerlich ist es Hollywoodmaessig um den Faktor 100 bis 1000 verstaerkt, aber es gibt das alles auch in Echt, Wahnsinn! Nach gut 2 Stunden Laufen sind wir zurueck und verschwinden fuer den nachsten Tag bald in der Falle.

23.11.2011
Wieder gehts um 0500h los, diesmal inspizieren wir einen anderen See um die Riesenotter zu finden, das waere schon schoen sie zu sehen, da sie sehr neugierig sein sollen und durchaus mal mit den Menschen spielen wollen. Am See angekommen fruehstuecken wir erstmal wieder lecker, ist halt wieder voll die Idylle, man kann es kaum glauben, was das fuer eine Kulisse ist. Da kann mein Fruehstuecksfernsehen von ARD und ZDF aber grad mal einpacken.
Die Otter sehen wir leider wieder nicht, aber wieder jede Menge anderer Tiere. Ich zaehl jetzt nicht mehr auf, es ist wirklich total vielfaeltig und superschoen. Nach einem kurzen Snack geht es zurueck zur Lodge und wir bekommen unser Lunch, da es schon wieder gut mittags ist. Ueberhaupt gibt es wahnsinnig viel zu Essen, so habe ich den Eindruck. Ich dachte ich komme abgemagert zurueck und beinahe das Gegenteil ist der Fall. Man ist hier irgendwie dauernd hungrig und/oder muede. Zum Glueck geht es den anderen aehnlich. Nach dem Lunch ist heute Fussball auf dem Dorfplatz nebenan angesagt, ich verweigere aber aufgrund Schlafbedarfs. Wir essen wieder frueh zu Abend, da wir heute Nacht zur Tapirplattform wollen. Der Marsch dorthin betraegt ungefaehr eine Stunde, wir brauchen aber deutlich laenger, da wir oft anhalten um zu lauschen, zu beobachten und zu fotografieren, Javier erklaert wie immer geduldig und ausfuehrlich. An der Plattform kommen wir im Dunkeln an, Sprechen, Lachen, Husten, Atmen (???), Licht an usw. ist ab sofort verboten, der Tapir ist ein extrem scheues Tier. Javier gibt spaeter die Anweisung, wann Licht an OK ist. Wir bereiten im Dunkeln unser Nachtlager vor, Javier und ich muessen ohne Moskitonetze hier mitten im Dschungel auskommen, da die Betreiber nur fuer 4 Personen, statt fuer 6 die Matratzen vorbereitet haben. Naja, wird schon gehen, noch schnell mit Repellen einparfuemiert und dann aufs Ohr gehauen. Morgen wird Javier feststellen, dass er mehr Stiche hat als ich :-) Mein Alaska-Muskol hilft echt, d.h. fuer die Haut ist es wohl nicht gut. Egal. Waehrend der Nacht sind wir natuerlich alle super gespannt und an Schlaf ist nicht zu denken. Wann wird der Tapir wohl durchs Wasser stapfen? War das nicht ein Platschen? Javier wecken - Ja, das waere ein Platschen, aber von den hunderten Fledermaeusen verursacht, die entweder Saufen oder die Insekten auf dem Wasser fangen. Neben mir raschelt es, kommt da ein Tier ueber die Plattform auf uns zu? Javier wecken - Ja, da hat was geraschelt , das waere aber nur mein Rucksack gewesen, der umgefallen ist. Mann wie peinlich. Ich habe ihn dann nochmal mit Fehlalarm geweckt und dann beschlossen es sein zu lassen, weil er sich schon krumm gelacht hat. Ok, dann muss er halt aufpassen. Es quakt und troetet und pfeift und flattert und platscht die ganze Zeit, was fuer ein "Krach". Aber es ist trotzdem schoen und nach kurzer Zeit penne ich ein. Javier weckt uns gegen 0300h, der Tapir ist da. Er schaltet seine Maglite ein und simuliert eine aufgehende Sonne oder so und fuehrt das Licht von oben auf den Tapir herab, damit dieser nicht erschrickt. Ein klitzekleines Geraeusch, fuer das sich am kommenden Morgen alle verantwortlich fuehlen vertreibt den Tapir nach nur 2 Sekunden. Da ich mit Kontaktlinsen unterwegs war und diese wohl im Schlaf verrutschen oder falsch sitzen habe ich nur so ein braunes Haarknaeuel gesehen, Mist! Ok, weiterschlafen. Um 0600h gehen wir zurueck zur Lodge zum Fruehstuecken.

24.11.2011
Auf dem Weg zurueck sehen wir wieder die ersten tagaktiven Tiere, es ist ja hier bereits gegen 0500h taghell. Es ist einfach toll, die Tiere nicht wie im Zoo sondern in der freien Natur sehen zu koennen. Wahrscheinlich mache ich viel zu viele unscharfe Fotos, aber das ist wohl der Preis, das man nicht alles haben kann, zumindest habe ich sie mit meinen Augen gesehen.
Spaeter wollen wir ein Stueck den Fluss hinauf ueber den Bamboo Trail zu einer weiteren Beobachtungsplattform in den Baeumen gehen. Der Trail macht seinem Namen alle Ehre, er besteht beinahe vollstaendig links und rechts auf Bambusgewaechsen, die zum Teil gewaltig gross sind. Der Haken ist implizit, dieser Bambus hat ueberall an seinen dicken Staemmen, an den Aesten und sogar an den duennen Aestchen total fiese und extrem zaehe Widerhaken und Stacheln. Wenn man da reinlaeuft, kann es einem die Hose oder das Hemd auftrennen. Javier mahnt uns zu extremer Vorsicht, der Bambus wirke "giftig", da die Bakterien die hier ueberall an den Stacheln kleben, im Dschungel schlimme Entzuendungen hervorrufen koennen. Der Weg wird zunehmend dichter und Javier muss sehr viel mit der Machete arbeiten, dabei ist auch er wahnsinnig vorsichtig. Er sagt, die Aeste und Staemme stehen unter Spannung und beim  Schlagen koennen die feinen Fasern wie Peitschen herumschlagen und schwere Schnitt- oder Riss-Verletzungen verursachen, es waeren auch schon Leute beim Schlagen gestorben. Mann, das ist ja mal wieder ein Abenteuer. Die Plattform will und will nicht kommen, wir erreichen einen Punkt, der total ueberwuchert und mit umgefallenen Baeumen versperrt ist. Martin stuermt in guter Absicht voraus, um zu sehen ob die Plattform in Sicht ist und ob es den weiteren Aufwand lohnt. Er kommt zurueck und hat doch tatsaechlich eine kleine Wunde, der Stachel stecke noch drin. Vor Ort fuehrt Javier sowas wie eine Notoperation durch. Mein Leatherman kommt (noch) nicht zum Einsatz. Es fliesst viel Alkohol... ueber die Wunde und die Nadel meine ich. Pflaster drauf und gut ists. An der Lodge nochmal kontrollieren, aber wird schon passen. Wir sind jetzt schon gut 2,5h unterwegs gewesen und beschliessen umzukehren und zu lunchen. An der Lodge kommt jetzt doch mein Leatherman, eine Sicherheitsnadel, ein Nagelzwicker und eine Pinzette zum Einsatz. Der Stachel kann aber nicht eindeutig entfernt werden und Martin muss ordentlich die Zaehne zusammenbeissen und schwitzen. Am Ende ist alles gut und ein schoenes Pflaster drauf, schade, dass ich keines mit Baerchen drauf dabei hatte. Das waere sehr lustig gewesen.
Nach dem Essen ist wieder Fussball angesagt, diesmal bin ich dabei! Das war echt ein Spass - ein Platz, wie ihn bei uns nicht mal die C-Klassenfussballer betreten wuerden, einer der Locals spielt eigentlich regelmaessig barfuss, heute durfte er nach Javiers Anweisung nur mit Schuhen mitspielen. Mein Team hat nach einer Stunde in gefuehlten 175 Grad Celsius mit 8 zu 6 verloren, aber wir waren am Aufholen! Es hat total viel Spass mit den Jungs gemacht. Danach hat mir halt wieder mein linkes Fussgelenk extrem geschmerzt, ich weiss schon warum ich mit dem Fussballspielen aufgehoert habe. Aber egal, Zaehne zusammenbeissen. Wir nehmen wieder frueh unseren Lunch ein und wandern wieder zur Tapirplattform, diesmal ein bisschen zuegiger, wir sind ja schon Experten. Diesmal haben wir Frau Tarantula getroffen und sie hat geduldig fuer uns posiert.
Das Nachtlager auf der Plattform incl. zweier zusaetzlicher Moskitonetze ist ruckzuck eingerichtet und bald pennen alle. Gegen Mitternacht ist es wieder soweit, ein Tapir ist da! Javier leuchtet wie der Mond oder so und siehe da, dieser hier ist total relaxt und saeuft und frisst in Ruhe seinen Lehm, gut 20 Minuten trollt er sich rum. Von meinem Platz aus, habe ich leider einen Baum im Weg und so sehe ich leider nur den Hintern oder den Kopf aber nie den ganzen Tapir. Mit Brille auf super klar in der Pupille, sogar die Kamera war mit Gorillapod montiert und haette schoene Aufnahmen gemacht, aber wie gesagt... vielleicht kann ich das zusammenmontieren. Den Tapir verscheucht nicht mal ein umgefallenes Fernglas, ein Hustenanfall und leise Gespraeche, am Ende zieht er gemuetlich davon. Beim zweiten Tapir hat uns Javir nicht mehr geweckt, da er meint, man muesse die Tiere nicht ueberstrapazieren und er hat vollkommen Recht, wir haben schon Riesenglueck gehabt. Das passiere in 6 oder 7 Faellen nur einmal! Wir schlafen bis 0600h und wandern zum Fruehstueck zurueck.

25.11.2011
Heute ist schon wieder Abreisetag, wir machen uns langsam auf den zweitaegigen Rueckweg. Wir nehmen Abschied von der die Maquisapyoj  Lodge. Der Kram ist gepackt und gegen 0800h (ja ehrlich, so spaet) gehts mit dem Boot los. Auf der Bootsfahrt beobachten wir alle wieder das Ufer und gucken in unseren Dschungel-Fern-Seher. Javier malt mir auf Nachfrage ein sehr duesteres Bild vom MNP, in 20 bis 30 Jahren, so denkt er werden die bereits lauernden Oelkonzerne rings um den Park ihre Bohrrechte bekommen haben und Oel foerdern. Seiner Meinung nach bleibt der Park isoliert, wird aber nicht der selbe bleiben. Ich bin da nicht ganz seiner Meinung, fuer den Fall, dass die peruanische Regierung diese Plaene genehmigt, sehe ich diesen Park und dieses wunderschoene Gebiet sterben. Aber wir wollen nicht mit so duesteren Gedanken fortfahren, sondern freuen uns an der Tatsache, dass wir es noch sehen und erleben durften und hoffentlich keinen Schaden hinterlassen haben. Wir bekommen nochmal die Gelegenheit die Capybaras zu Beobachten, die suessen Wasserschweine.
Nachmittags erreichen wir unser Uebernachtungsziel, die Pantiacolla Lodge. Diese Lodge ist besonders schoen aufgebaut und mit dunklem Holz aufgebaut. Wieder gibts keinen Strom, sonst ist alles da, auch kaltes Wasser :-) Vor Ort sind ebenfalls 3 Biologen von einem Londoner Museeum, die dort mit einem mehrmonatigen Aufenthalt ihre Versuche durchfuehren und einen Haufen Kaefer und Insekten einfangen, sie sind sehr nett und gespraechig. Wieder mal erfrischt uns und den wunderschoenen Blumengarten ein massiver Tropenregen. Am Abend machen wir uns wieder auf eine naechtliche Wanderung, an diesem Ort kann man besonders gut Froesche anschauen. Wir werden nicht enttauescht und es quaken uns ein paar wirklich schoene Exemplare vor die Linse. Ein paar Insekten, die sich gerade in dem Moment, in dem wir vorbeilaufen haeuten, sehen wir ebenfalls.

26.11.2011
Zeitig um 0500h geht es ohne Fruehstueck zu einer kleinen Papageienlecke, die man von einer Sandbank aus beobachten kann los. In den Baeumen rund um den Lehmhang koennen wir jede Menge verschiedener Papageien in unterschiedlichen Gruen- und Blautoenen ausmachen. Aber zum Lehm-Essen haben die keine Lust. Ein paar Fotos gelingen uns durch das Teleskop und nach gut 2 Stunden machen wir uns auf zurueck zur Lodge um zu fruehstuecken. Dort angekommen ist helle Aufregung angesagt. In den Baeumen geben die Bruellaffen ein Konzert, das unbeschreiblich ist. Von ueberall hoeren wir unterschiedliche Vogelgesaenge, Geschrei, Gekraechze... der Dschungel lebt halt. Alles ist offensichtlich am Aufbruch. Neben unserer Lodge hoeren wir sowas wie Truthahn-Geschrei, von was-weiss-ich wievielen Tieren. Frederique schaut gespannt mit dem Fernglas und entdeckt neben einer weiteren Affenart im Baum einen recht grossen Adler sitzen. Sie zeigt Javier den Adler und der ist fast am Ausflippen, dort sitzt ein Harpy Eagle und hat wohl eine Schlange in den Klauen. Nein, es ist sogar ein kleiner Affe! Sehr blutige Angelegenheit, man sieht naemlich keinen Kopf mehr, daher die Verwechslung. Javier startet sofort nochmal rennenderweise zum Boot um das Telekop zu holen und ordert Frederique den Adler nicht aus den Augen zu verlieren. Man muss wissen, dass sogar die Einheimischen diesen nach dem nordamerikanischen Weisskopfadler zweitgroessten Adler nur alle Jahre zu Gesicht bekommen und dann noch heute mit Beute (ein Reim!). Javier ist zurueck und wir bestaunen den Riesenvogel durch das Teleskop, sehr majestaetisch sieht das aus. Irgendwan hat er aber genug von den Papparazzis und fliegt mit dem Beute-Aeffchen davon.
Javier erzaehlt uns jetzt, dass er beim Hinunterlaufen ueber die Stufen zum Fluss, so schnell war, dass er auf irgendwas getreten sei. Vielleicht eine Schlange, wir koennten ja mal schauen ob sie noch da ist. Die anderen gucken noch ein wenig in den Baeumen den Affen zu und ich folge Javier. Tatsaechlich liegt sie am Strand die von ihm erwaehnte Schlange, und windet sich noch ein bisschen, eine braun-gruene Faerbung und einen dreieckigen Kopf hat sie.... Javier meint, das ist auf alle Faelle eine Viper, ich weiss nicht mehr ob Throughlander der Begriff war, aber eine der giftigsten Schlangen, die es so gaebe. Mann, das muss man sich mal vorstellen, der rennt da los um das Teleskop zu holen, latscht versehentlich einer sehr giftigen Schlange auf den Kopf und bricht ihr das Genick. Soviel Glueck muss man und soviel Pech die Schlange erstmal haben. Das war schon eine Aufregung am Morgen! Die Biologen haben sich gefreut und die Schlange zerhackt, das gaebe gute Koeder fuer die Kaefer. Wir machen anschliessend noch eine Wanderung durch den nassen Dschungel und sehen wieder eine Armee Blattschneideameisen und ein paar Riesen-Ameisen. Ein Gewitter laesst uns zur Lodge zurueckkehren und die Sachen packen.
Nach Abklang des Regens geht es ins Boot und flussaufwaerts in Richtung heisse Quellen, die auf dem Weg liegen. Leider hat es ja soviel geregnet, daher war der Teich nur lauwarm gefuellt. Das heisse, nach Schwefel riechende Wasser aus dem Berg ist so heiss, dass man nicht die Hand reinhalten kann. Wir sind natuerlich trotzdem rein, das musste einfach sein.
In Atalaya nach ein paar Stunden angekommen wechseln wir wieder zurueck in das Auto und verabschieden uns von Marion und Pachito, den Bootsleuten. Nach ca. einer weiteren Stunde sind wir wieder in unserer ersten Lodge, der Bamboo Lodge angekommen. Ausser Essen und Pisco Sour trinken und Schlafen haben wir aber weiter nichts mehr unternommen. Wir sind schon ein bisschen platt jetzt.

27.11.2011
Heute geht es erst spaet los, um 0700h fahren wir ab. Die Autofahrt mit dem Minivan ist wie immer sehr anstrengend. Der neue Fahrer schont Maschine und Mensch weniger, mir macht zunehmend mein Magen und die Verdauung zu schaffen, Montezumas Rache verfolgt mich ein bisschen. Die schweren Regenfaelle haben an einigen Stellen der Strasse zu Erdrutschen gefuehrt, die aber schon alle wieder in Ordnung gebracht waren, als wir vorbei kamen. Es gibt nochmal eine Pause in Paucartambo und an einem See, in der Naehe von Cusco, wo wir unseren letzten Lunch bekommen. In Cusco angekommen wird einer nach dem anderen abgesetzt, die Wege trennen sich wieder, es war eine super Gruppe und hat viel Spass gemacht. Wir verabreden uns noch zum gemeinsamen Abendessen in Cusco und ich verschwinde in ein neues Hostel, das ein bisschen guenstiger ist.

Ich habe mir lange ueberlegt, wie ich denn die Manu-Tour und den Dschungel beschreiben wuerde. Ich hatte bislang immer eine eher sehr respektvolle Einstellung vor dem Regenwald und der sog. gruenen Hoelle. Da sind soviele gefahrliche Pflanzen, Tiere, ueberhaupt die ganze Umgebung ist gefaehrlich und wartet nur auf einen Touri, um ihm irgendwas anzutun, so aehnlich habe ich mir das mit den ganzen Spinnen und Schlangen und Pflanzen vorgestellt, alles wuerde einen anspringen. Jetzt muss ich aber sagen, dass ich das alles als ein perfektes, komplexes und unheimlich empfindliches und zerbrechliches Gebilde erlebt habe, wo wir Menschen in unserer heutigen Ausfuehrung so gar nicht reinpassen, da wir ja immer alles veraendern wollen. Die Indios leben ja ganz anders, z.B. auch heute noch in der sog. geschuetzten Zone, dort gibt es Communities die noch wie vor hunderten Jahren leben und bewusst keinen Kontakt haben wollen. Die peruanische Regierung schuetzt sie sehr konsequent, man kann nicht einfach mal zu ihnen hinfahren. Deswegen verlasse ich den MNP sehr ehrfuerchtig und mit grossem Respekt.

2 Kommentare:

  1. WOW, das hört sich genau nach meinem Geschmack an Alex!!!
    Tolle Sache der Regenwald.. nicht?
    Wäre gerne dabei gewesen und hätte das Tapir ein wenig mi Dir herumgescheucht ;-)

    Weiter so!!! Ist sehr spannend zum lesen..
    p.S: hast Du auch Fotos? ;-)
    Das halbe Tapir würde mich noch wundernehmen ;-)

    Happy Day und save Travel
    Swiss Outdoor Ueli

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  2. Hallo Alex, Sarching versucht es nochmals, wenn nicht klappt, dann gehe ich zu Andi !!
    Schöne Zeit und die Bitte um ein E-Mail, wenns geht!
    Jochen

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